schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Sonntag, 27. Februar 2011

ich denke mich



(c) Foto: Dieter Vandory




Ich denke mich
so wie ich war und nicht
wie ich bin

(taumelnde Feder
im Frühlicht später Jahre)

Als du mir Zweige flüstertest
sang der Herzvogel mich
bunt

und offen
trug der Tag das Haar
vom Sonnenkamm durchglänzt

wehte der Wind mir
Ahnung

Als du
mich flüstertest hatte das Dunkel

keinen Namen





(c) Monika Kafka, 02/11

Sonntag, 20. Februar 2011

Beim Kloster Stănişoara


(c) Hans Dieter Vandory




Zwischen Buchenwäldern
und schroffdunklen Felsen geht
die Zeit

schmalgewandet
monoton

reichen die Mönche
ihr kleines Brot
dazu eine Handvoll Gebet

In die verkammerte Stille steigt
der Wind
und mit ihm ein hölzerner Ton

Im Rhythmus der Toaca
verglimmt das Licht

und dem müden Wanderer
wird der stummschwarze Himmel

weit




© Monika Kafka, 2009

Montag, 14. Februar 2011

Junger Sommer

(c) Foto: Dieter Vandory


Für Elisabeth


Als der Sommer noch grün schmeckte, schrieben wir mit Sehnsuchtstinte Briefe in den weitgespannten Himmel. Die Antworten des zweifelhaften Kuckucks lachten wir in den Wind, lauschten lieber dem Gras, das zwischen unsern Fingern wuchs. Langsam, stetig. Schob der Fluss sein Wasser. Unbekümmert überhüpften wir die Steine, diesen zufälligen Makel in unserm Sonnenmeer. Hand in Hand. Durchkämmten wir die Zeit, auch wenn die Hände nur selten sich dabei berührten. Wir waren ohrgesteuert. In der Laube flüsterte die Nacht aus tausend Mündern. Ihre Geheimnisse erzählten wir einander noch ins Telefon. Doch das war später.

In jenem grünen Sommer schlief das Dunkel in den Mauerritzen. Und Gräber hatten nur die anderen. Nichts fürchteten wir mehr als diese schwarzen Büffel, die uns jederzeit und allerorts begegnen konnten.

Versprochen haben wir uns nichts. Gehalten hat es dennoch. Mehr als dreißig Jahre schon. Fügt sich dein Ebenholz in meinen Birkenblick.
Und über allem schwebt noch immer dieses Wort, der Segen, von deiner Mutter einst gesprochen. Für dich und mich.
In jenem grünen Sommer.

(c) Monika Kafka, 2011

Donnerstag, 10. Februar 2011

Madagassischer Reis

Für B.

Der Reis, sagtest du, sei heilig,
er komme direkt von Gott

ich mochte die Beilage nicht

Anamamy, sagtest du,
hießen dazu die süßen Blätter

ich verschlang deine dunklen Worte

Er verleiht dir Kraft, sagtest du ...

zum Vergessen reichte sie nicht


http://www.youtube.com/watch?v=AMPdykrcho4



(c) Monika Kafka, 2011

Dienstag, 1. Februar 2011

von februar zu februar

(c) Foto: Tabea Vahlenkamp

und selbst wenn es eist
/hin und wieder/
niemals lässt sich verhindern
das blühn

(c) Monika Kafka, 2/11

Sonntag, 16. Januar 2011

Wiener Notizen

(c) Thom Kafka


Der Sommer schmeckt nach Heidelbeereis.
Im dürstenden Gras zu Füßen der Gloriette malen wir Wolken in den weitgespannten Himmel. Es tropft. Das Schmelzende in unseren Händen, die Süße kühlt die heißen Lippen nicht.
Heraufwabert von fern die Stadt. Dunstiger Atem schwappt aus den Mündern der Touristen, die auf der Jagd nach Sisiträumen doch immer nur sich selbst begegnen. Unermüdlich, selbst zur Mittagszeit, drehn sie ihre Fiakerrunden.

Am Schönbrunner Gelb bricht sich die Sonne einen Zacken aus. Nimmt es gelassen hin. Schon viel zu lang im Bund mit all den toten, hoch gekrönten Häuptern weiß sie längst, wem sie gebührt, die Ehre. Auch heute noch. Und über glänzend weißen Kies legt sie ihr müdes Lächeln.

Später erschlurfen wir die Innenstadt. Aus durchgeknetetem Asphalt drängt sich hervor, was die Jahrhunderte zuvor hineingetreten. Es stinkt nach blauem Blut und nach Verrat, nach Pest und Heiligkeit. Dem ganzen Pferdemist in einer goldnen Türkenkugel. Die Zeiten gehen Hand in Hand. Wie du und ich, stets brav entlang des Grabens. Ein jeder ist nicht Augustin. Nur unser Lachen tanzt voraus, im Walzertakt, als hätt es kein Zuhaus.

Zuhaus ... Es ist mir nah, wie nie zuvor. Und weht mich an in all den Worten, die ich so lang schon abgelegt. Durchzieht die Gassen, hutscht über Stiegen. Mit jedem einzelnen erhasch ich einen Rest meines faschierten Siebenbürgen.

Fleischerei und Putzerei, Sodawasser und die Jause, Mistkübel und Kruzitürkn, Jesses na, verankert bleibt die Uhr, ist die Zeit auch abgelaufen.
Karfiol, Fisolen, Paradeiser. Marillen, gnä´ Frau, wollen`s net kosten? Und abends lege ich den müden Kopf aufs federleichte Polster. Im Kasten schwitzt das Nachtgewand zusammen mit den Leiberln.
An Schlaf ist nicht zu denken. Der Tag kühlt niemals aus in diesem ersten unsrer Sommer, die Kapuzinergruft hat längst geschlossen und wir, wir sind so voller Leben.

Januarmorgen. Jahre später.
Kaltgepreßte Luft hängt in den schwarzen Bäumen. Neptuns Brunnen schweigt im Schnee. Hinter der dünnen Nebelwand ist die Gloriette kaum zu erahnen. Die Wege sind vereist. Darunter festgefroren glänzt der Kies.
Von deiner sicheren Hand geleitet, geh ich mit festem Schritt drüber hinweg ...
(c) Monika Kafka, 2011

Dienstag, 28. Dezember 2010

impromptu

(c) Zeichnung: Olivia Quintin


jahre später
fällt es dir wieder ein:

die fremde hand auf deiner
dir fremd gewordenen haut-

erinnerungen weckend
unter dem viel zu weiten hemd

rubinrot

rankte sich die nacht
um langstielige worte

du trankst und trankst berauscht

während draußen flocken tanzten
und taumelten als wärn sie trunken

jahre später
fällt es dir plötzlich auf:

ein gefälliges gebrauchsstück
war das und eiswasser der wein


(c) Monika Kafka, 12/10