schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Dienstag, 24. September 2013

im bewegten grün

/c/ dieter vandory, bewegtes grün, 2013









zwischen birke und holunder


das abgezählte glück


erdnaher tage





und nichts vermissen





was jenseits des eingezäunten


jenseits von wiesen und feldern


lauthals lockt





das aug gesundet


im bewegten grün 


verlässlich, der ruf eines vogels





atemhell, rauschdunkel





zwischen birke und holunder


deine hand, die unermüdlich


meine nachtlast zu gold verspinnt









/c/ monika kafka, westerwald, september 2013

Sonntag, 15. September 2013

am Rande des Sommers










Und ferner dieser Weg, schon 

 am Rande des Sommers

 

Dunkelnder Atem des Waldes

über erdiger Stille, brombeeräugig

bewacht auch das schlammige Grün

der Koppel, auf der die Pferde noch grasen



Wildapfelbäume und Disteln

im Graulicht der Felder

deine Hand, die reiche

aus der dir selbst die Tiere fressen



Ein Flügelschlag
 
bevor der Herbst, vielleicht

mit dem Abschied uns versöhnt






/c/ Bild und Text: Monika Kafka, 09/13 

Samstag, 7. September 2013

punkt



/c/ dieter vandory, abgelegt, 2013







die worte sind ausgezogen
leichtfüßig
leben sie jetzt jenseits
des gedankenstrichs

ob sie jemals wiederkehren
ganz ehrlich

das frage ich nicht mehr







/c/ monika kafka, 09/13

Freitag, 23. August 2013

o.t.


 
 
 
 
 
 
 
traurige schönheit in stein
für immer offen_sichtlich 
doch wer schaut schon jemals hin
 
 
 
 
 
 
 
 
 
/c/ bild und text: monika kafka, 08/13
 

Freitag, 16. August 2013

Faschingssause oder: Dirndl to go






Noch gibt er sich zuversichtlich, der Sommer, beinahe stolz trägt er sein duftiges lichtes Gewand. Und kann doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bereits das letzte Hemd ist, das er angezogen hat. Dünn flirren am Morgen schon die ersten Nebelschleier über der schwer atmenden Stadt, das Sonnenauge wirkt selbst um die Mittagszeit müde und bemüht, die Temperaturen auf Touren zu bringen.
In den Schaufenstern der Fußgängerzone indes hat der Herbst längst Einzug gehalten und mit ihm der Auftakt zur größten Faschingssause der Welt. 

Ich kann mal wieder gar nicht glauben, was meine Augen sehen. Sehen müssen.
Daher beschließe ich, eines dieser Geschäfte zu betreten, in denen das sogenannte must have für zwei Wochen Dauerparty angeboten wird. Der freundlichen Dame mit Dauerlächeln, die mich sofort in Empfang nimmt, kaum dass ich die Schwelle übertreten habe, trage ich ohne Umschweife meinen Wunsch vor. Selbstverständlich gäbe es eine große Auswahl an Dirndln, sagt sie, immer noch dauerlächelnd, und macht eine ausschweifende Handbewegung in Richtung Damenabteilung, die, so fügt sie hinzu, jetzt vorsichtshalber ins Erdgeschoss verlegt worden sei. So könne Frau gleich zugreifen, nicht wahr, ohne sich erst in den ersten Stock bemühen zu müssen.

Sie habe mich wohl missverstanden, entgegne ich freundlich, ich wünsche keine Faschingsverkleidung sondern ein Dirndl.
Das Dauerlächeln erstarrt augenblicklich zur Fratze, aus dem es sich durch leises Hüsteln und Räuspern zu befreien sucht. Ich beschließe, etwas nachzuhelfen und füge hinzu, dass ich etwas Traditionelles Echtes haben möchte. Nix schulterfrei und Plastikstoff in kracherten Farben und grad mal schambedeckend. Aufmunternd lächle ich sie jetzt an. So etwas wird dieser renommierte Laden doch wohl zu bieten haben.

Ihre letzten Sätze erreichen mich gerad noch beim Ausgang. Sie waren wenig freundlich und auch sicher nicht mehr gelächelt.
Ich erspare mir und anderen, beinah dauerlächelnden Verkäuferinnen weitere Qual.

Auf dem Heimweg fällt mir mein Kollege ein, ein waschechter Münchner. Er trägt das ganze Jahr über nichts anderes als Haferlschuh, handgearbeitet und nicht tot zu kriegen, schwere Leinenhemden ohne Schnörkeldruck im Landhausstil, dafür mit echten Hirschhornknöpfen, vereinzelt mit dezenter Stickerei, und handgestrickte grobe Janker.
Das ganze Jahr über? Nicht ganz.

Es gibt da eine Ausnahme – und das sind die zwei Wochen, in denen sich auch meine Stadt im Ausnahmezustand befindet und im Karneval der Kitschigkeiten den letzten Rest an Würde mit begräbt.

Recht hat er, mein Spezl, denke ich und plane, zum Einkaufen hinaus aufs Land zu fahren – muss ja nicht gleich bis Chiemsee sein. Mein neues Dirndl werd ich dann mit Freude tragen – zur Kirchweihdult, Ende Oktober.
 
 
 
/c/ bild und text: monika kafka, 08/13

Freitag, 2. August 2013

Blogpause




Einen wunderschönen Sommer wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern!
 
Monika

Samstag, 27. Juli 2013

In Murnau





Es hätte das Griesbräu sein sollen am Oberen Markt. Die Zimmer waren bestellt, die Anreise über München geplant. Drei Tage im winterlichen Blauen Land, Schlittenfahrt inklusive. Doch dazu kam es nicht. So wie es davor schon nicht dazu gekommen war, an keinem anderen Ort, und auch niemals mehr kommen würde. Im getanzten Ensemble der Jahre, stellte sie plötzlich fest, gab es selten ein Pas de Deux. Bestimmend war der Contra, die von außen festgelegte Folge. Zwei Schritte vor, einen zurück und am Ende Warten.

Die Sequenzen wiederholten sich. Der Tanz wurde dadurch nicht besser. Die Hoffnung aber blieb, im Knochenkleid bestehen bis zum letzten Paukenschlag. 

Sie seufzte. Legte den Blick noch einmal aufs steinverputzte Antlitz des Hotels, aus dessen buntgeschmückten Fensterreihen gläsernes Schweigen fiel. Schlenderte schließlich die Marktstraße hinab, die an diesem Sommertag von Touristen überquoll. Sommerfrischler.

Sie lächelte, als sie sich an dieses altmodische Wort erinnerte, das Kandinsky noch benutzte, was nicht einer gewissen Ironie entbehrte. Dass er im Gegensatz zu ihnen bleiben konnte, war einem Zufall zuzuschreiben. Und dem Geld einer Frau. Bezahlt hatte sie. Selbst als das helle Blau der Flöte* längst geborsten war, zahlte sie. Weiter und immer weiter.
Mit gebitterten Stunden aus jahrelangem Warten. Zwei Schritte vor, einen zurück. Gedemütigt, am Ende. Lächerlich. 

Der heiße Tag zog die Sommerfrischler in die Biergärten und kleinen Cafés. In der Kottmüllerallee war es daher ungewöhnlich still. Nur das Rauschen der Bäume im leichten Wind legte sich wie ein Versprechen auf den glühenden Asphalt. Als sie das Tor öffnete, wehte ihr der Duft des blühenden Gartens entgegen. Sie setzte sich auf die Bank, lehnte den Rücken ans Russenhaus. In der Ferne waberte die Luft um den Kirchturm, hell. Das schwarze Band der Berge begrenzte ihren Blick. Diese Aussicht also hätten sie geteilt, dachte sie. 

Sie atmete Zinnoberrot und Blau, zwei Farben, die sich nicht leicht mischen lassen. Wenn es aber gelungen ist, so entsteht grau, eine Möglichkeit zum Übergang, die sozusagen versteinert ist. Ein Symbol der vollständigen Gleichgültigkeit*. 

Bald wird es gelungen sein, flüsterte sie.



* Zitate: Kandinsky/Münter



/c/ bild und text: monika kafka, 2013