schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Donnerstag, 16. Juni 2011

in der langen allee

/c/ foto: heinz kurt rintelen


in der langen allee dauert auch
der regen lang unter den bäumen
hörst du jedes blatt

gestern noch der staubige feldweg
deiner kindheit stehst du heute fest
auf dem nassen asphalt

vorbei ziehen fahrradfahrer
und lassen dich
mit den echsen zurück

im geäst über dir ein krähennest
der traktor auf dem feld
holt die ernte ein

für die kinder bleibt keine zeit mehr
zum spielen


/c/ werner weimar-mazur



dazu ein antwortgedicht:


Nachts

geht die Zeit auf Stelzen
und Schwarzlöchern
entsteigt durchholztes Vergessen

Aufgefaltet
liegen die Jahre die langen
Zöpfe entflochten
und stummen dich an

Kein Mond
keine Sterne

und am Morgen
ein blasses Gesicht

 
/c/ monika kafka, 2011

 



Der Autor Werner Weimar-Mazur schreibt Lyrik und Prosa.
Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien.
1995 erschien sein erster Lyrikband "Tauch ein" im Waldkircher Verlag.
Derzeit Arbeit am zweiten Lyrikband und an einem Roman.
www.weimar-mazur.de


Mittwoch, 15. Juni 2011

ankündigung

liebe leserInnen,

ab sofort werde ich jeweils zur monatsmitte hier auch texte von kollegenInnen präsentieren, texte, die mich berührt bzw. beeindruckt haben.
Ich lade euch ein, mit mir auf entdeckungsreise zu gehen und freue mich wie immer auf rückmeldungen!

herzlichst,
monika

Mittwoch, 8. Juni 2011

typografisches

der lack ist ab
/c/ foto: dieter vandory



merkst du

wie es dunkelt
zwischen den zeilen?

eben noch sonne
mittendrin
schüttet der abend sein pech
aus vollen kübeln

vielleicht sollten wir
eine andere schrift wählen
marie

und den satz 
verändern



/c/ monika kafka, 06/11






Montag, 6. Juni 2011

nachtgedanken

/c/ foto: dieter vandory



nicht was du träumst

möchte ich wissen

ob du lächelst
wenn dein mund
meinen namen berührt

perlensilber

deine glieder durchzittert
im violetten
gefieder der nacht



/c/ monika kafka, 06/11

Donnerstag, 2. Juni 2011

Jahrestag




es blüht um dich herum
auch ich
hab rosen mitgebracht

die sonne lacht
ein vogel singt

vor deinem blauen blick
würd heut der himmel selbst
erblassen

nach bestem wissen habe ich
gelebt dies jahr
mein vater

es war mal gut
dann wieder schlecht
man lernt sich zu begraden

es ist nur etwas kälter jetzt
in meiner welt
trotz vielfach sonne

es fehlt
dein gutdrehendes wort
dein lachen deine wärme

ich werd mich weiterhin
bemühn gewissenhaft zu leben
du hast dich selten nur geirrt

und ich will glauben
einmal mehr
dass sich der schmerz wird legen



/c/ text und bild: monika kafka, 06/11

Sonntag, 29. Mai 2011

Lichtleicht

/c/ Foto: Thom Kafka


Lichtleicht

liegt der Morgen
in meinen Armen
spät entflohn
dem Geröllfeld der Nacht

ich glätte
die rissigen Stunden
räum Stein um Stein bei Seite
streu Wortrosen
auf brennende Wunden

entflechte
die taumelnde Zunge
du lächelst
wie du doch lieben kannst



/c/ Monika Kafka, 05/11

Freitag, 20. Mai 2011

In Rotmohnnächten

/c/ Foto: Tabea Vahlenkamp



brechen wir auf
das Lippensiegel und lieben uns
den Hunger hautunter

glätten rissige Zweifel
und betten sie
in luftige Versprechen

vergessen
alle Namen
uns

zu sagen

in Rotmohnnächten
wären wir anders wer
glaubt das schon?




/c/ Monika Kafka, 2010

Dienstag, 17. Mai 2011

barocker speichenrundbogen

/c/ foto: dieter vandory



im halbrund
schlafen die lieder

fehlende zeilen ergänzt
der wind

du musst die ohren spitzen

aus grünlichem dämmer sternt
sich das silberbeladene

wort
um wort

füllt es dir auf
die mangelnden stunden

und du singst dich fort
im überfluss



/c/ monika kafka, 2011

Mittwoch, 11. Mai 2011

in großmutters gärten

/c/ dieter vandory


zu weilen noch
im blätterhaus

erinnerungsrahmen
für wechselnde bilder

im halblicht des mondes
und der lupinen fällt

mein name durchs offene fenster
singt mich die stimme

herzweit

pappelwind rau
aus den wäldern der ruf

einer eule
und hinter den gärten

die sehnsucht auf schienen

als ich ging
krümmte sich der rosenstock

unter großmutters augen
erdwärts


/c/ monika kafka, 2009

Dienstag, 3. Mai 2011

kastaniennacht

/c/ foto: dieter vandory


für ej

 
kastaniennacht
vielarmig entflammt darin
dein blütenkuss



/c/ monika kafka, 05/11







Dienstag, 26. April 2011

Auf Bahnhöfen


Nirgendwo sonst begegnet Leben ungeschminkter als an diesen Orten. Lautes und Leises vermengt sich hier auf eine Weise, die alles offenbart und nichts preisgibt.
Und kein anderer Ort webt mir ähnlich die Geschichten: vielfädig schillernd liegen sie im steinigen Bett, getrennt voneinander und doch miteinander, festgehalten vom stählernen Korsett der Gleise. Man müsste sie bergen, denke ich mir oft, ihnen eine Stimme geben, und sei es nur die eigene.

Melancholie der Bahnhöfe.
Wiedergefundene Lippen spazieren Hand in Hand mit schamhaft abgelegten Blicken. Neben längst verblassten Worten kauern gestrauchelte Erwartungen. Zusammengefaltet, abgenutzt stummen sie sich hin. In zwielichtiger Ecke friert ein abgestandenes Lächeln, grell ausgeleuchtet schmiert sich eine Träne über gepudertes Gesicht. Getrennte Hände und getrennte Leiber. Im Rahmen eines Fensters, einer Tür die Hoffnung, leichenblass, im Angesicht verdrängten Wissens, dass man niemals mehr derselbe ist, wenn man den Zug dann irgendwann verlässt.
Liegengelassen auch die Rose, die Bank verwaist in Rot, darüber tanzt hysterisch Lachen, im Zischen einer Cola Dose.

Gefühle kommen an und fahren ab. Im pfeifenden Rhythmus der Lokomotiven. Doch das war früher. Trieb-wagen ist jetzt. Und manchmal wagt man kaum, sich dem zu stellen und hinzuschaun. Stattdessen zeigt man Nonchalance. Und Contenance, zitronengelb, wälzt sich vorbei an kussverschlungenen Mündern. Es riecht nach allem und nach nichts. Und das nach viel. Nach Einsamkeit. Verirrt wie eine dieser Tauben, die manchmal Federn lässt ...


(c) foto und text: monika kafka, 2010

Samstag, 23. April 2011

ostern

evangelische stadtpfarrkirche mediasch



himmlischer morgen
amsel und kirchturmglocke
im sonntagsduett

(c) text und bild: monika kafka, 04/11


ich wünsche allen meinen freunden und lesern ein

schönes osterfest!