schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Sonntag, 24. Juli 2011

Großväter

/c/ foto: dieter vandory


Der eine trug sein Kreuz
rot aufgemalt /man sagte mir/
nicht nur bis Stalingrad

Fern war dort Hippokrates
und längst gebrochen
der Stab des Äskulap

das Heil versickerte im Schnee
/wie klang danach
sein Lautenspiel?/

Der andere entkam
zunächst

zwischen Reißbrett
und Maschinenträume schob
ein Fließband Bombenflieger

nicht nur in Tusche –

Ein vollbesetzter Irrtum
/der Geschichte, wie man spät erfuhr/
trug ihn schließlich doch noch fort

für immer

hinter ausgediente Fronten
ins neue Bruderland
voll von schwarzem Schnee

Väter
waren sie beide doch groß
bleibt nur die Frage

was hätten sie mir wohl erzählt?



/c/ monika kafka, aus: 10 x 10 = 100, ein lyrikprojekt, editon thaleia, 2009

Donnerstag, 14. Juli 2011

zwischen uns - die doppelklinge /m. zwetajewa/


aneinander im sog

wortflutend
geschliffene silben
treiben speere
unter die haut
klar & tiefrot
schürfen verse
an meinem herzen vorbei
spiegeln deine schärfe
so nah

zwischen klingen – doppeln wir uns

/c/ diana jahr, 2011


Die Autorin Diana Jahr schreibt Lyrik und Prosa.
Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien.
Derzeit Arbeit an der Herausgabe einer Lyrikanthologie sowie
ihres ersten eigenen Gedichtbandes.



/c/ foto: dieter vandory



antwortgedicht:

wessen wille
deiner oder meiner
offenbart sich im gedicht?
zwischen uns
die doppelklinge
aus versuchung und verzicht

zweischneidig
nicht nur die verse die lust
am wort verführerisch
getrenntverbunden
durch die schärfe den schmerz
ertragen als gewinn


/c/ monika kafka, 07/11

Sonntag, 10. Juli 2011

am kochelsee



mittagshitze. zerrinnende konturen.

im dunstigen libellenlicht
steigen die berge herab

schroffdunkle wände. gekräuselter saum.

die sonnenhaut des wassers
legt sich in feierliche falten

darunter glatte kühle. fische. blau.

doch keine rehe auf den wiesen
vereinzelt kühe und ein pferd

dem bunten malerkopf entsprungen
setzt flächig stille auf den tag

mittagshitze. zerrinnende konturen.
rahmenlos der weiche blick.

der wind schiebt luftige kulissen
die reiterspuren schluckt der kies



/c/ bild und text: monika kafka, im grüngefädelten licht, 2009



















Montag, 4. Juli 2011

was in den augen brennt

/c/ foto: dieter vandory



das bildgewordene

wort eines jahres zwei-
farbige schwingen

dazwischen

vernetzte sprachlosigkeit
kahlgeschorene hoffnung und
dein name



/c/ monika kafka, 2011

Donnerstag, 16. Juni 2011

in der langen allee

/c/ foto: heinz kurt rintelen


in der langen allee dauert auch
der regen lang unter den bäumen
hörst du jedes blatt

gestern noch der staubige feldweg
deiner kindheit stehst du heute fest
auf dem nassen asphalt

vorbei ziehen fahrradfahrer
und lassen dich
mit den echsen zurück

im geäst über dir ein krähennest
der traktor auf dem feld
holt die ernte ein

für die kinder bleibt keine zeit mehr
zum spielen


/c/ werner weimar-mazur



dazu ein antwortgedicht:


Nachts

geht die Zeit auf Stelzen
und Schwarzlöchern
entsteigt durchholztes Vergessen

Aufgefaltet
liegen die Jahre die langen
Zöpfe entflochten
und stummen dich an

Kein Mond
keine Sterne

und am Morgen
ein blasses Gesicht

 
/c/ monika kafka, 2011

 



Der Autor Werner Weimar-Mazur schreibt Lyrik und Prosa.
Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien.
1995 erschien sein erster Lyrikband "Tauch ein" im Waldkircher Verlag.
Derzeit Arbeit am zweiten Lyrikband und an einem Roman.
www.weimar-mazur.de


Mittwoch, 15. Juni 2011

ankündigung

liebe leserInnen,

ab sofort werde ich jeweils zur monatsmitte hier auch texte von kollegenInnen präsentieren, texte, die mich berührt bzw. beeindruckt haben.
Ich lade euch ein, mit mir auf entdeckungsreise zu gehen und freue mich wie immer auf rückmeldungen!

herzlichst,
monika

Mittwoch, 8. Juni 2011

typografisches

der lack ist ab
/c/ foto: dieter vandory



merkst du

wie es dunkelt
zwischen den zeilen?

eben noch sonne
mittendrin
schüttet der abend sein pech
aus vollen kübeln

vielleicht sollten wir
eine andere schrift wählen
marie

und den satz 
verändern



/c/ monika kafka, 06/11