schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Samstag, 1. Juni 2013

durchbrochen, rosenbunt

 
 
 

Zwischen den Zeiten
rankt sich noch immer dieser Duft
aus nimmermüden Sommern 

an träger Mittagsfassade
webte die Sonne ihr Kleid
durchbrochen, rosenbunt 

Unter der Zunge lag
das Geheimnis der Beeren schon
kernig, dunkelumhüllt ein Ruf

des zweifelhaften Kuckucks fiel
in der Ferne der Tag
durch taube Brunnenschächte 

Standhaft
blieb nur mein Maulbeerbaum
und sein verlässlicher Schatten 

die Träume
in Wanderschuhe verschnürt
verblassten 

wie die Nachtkerzen
im morgenlichten Garten

 
 
 
 
/c/ bild und text: monika kafka, im grüngefädelten licht, 2009

Montag, 27. Mai 2013

Herzliche Einladung!


 


 

 

 

 

Sonntag, 26. Mai 2013

Muse

/c/ dieter vandory, einblicke, 2013
Ich hab ein Reh und keinen Garten
es gesichert zu empfangen
zwischen Hochhausschluchten
im anlauernden Licht
aufgeraute Träume
glättet seine Zunge, zärtlich
scheut herauf der Tag 
im Glanz der wachsamen Pupille
und dieses Zittern seiner Glieder
jenseits von Nacht und Wald –
/c/ monika kafka, 26/05/13

Montag, 20. Mai 2013

Kafka


An ihm kommt wohl keiner vorbei, der sich
ernsthaft mit Literatur und Schreiben
beschäftigt.
Doch obwohl ich viele seiner Werke kannte,
bevor ernsthafte Professoren an diversen
Universitäten sie mir ernsthaft zu erklären
versuchten, gehörte er nie zu meinen
Lieblingsautoren. 
Dass ich seit über zwanzig Jahren seinen Namen
trage, was kein leichtes Erbe ist, hat daran nichts geändert.  

Ich erinnere mich noch lebhaft an die Beamtin
und ihr stolzes Lächeln, als sie meinen Namen
aufschreiben sollte. „Wie der Schriftsteller?“,
fragte sie und schrieb ihn dann prompt
mit zwei f.

Oder an den frühreifen Schüler einer achten
Klasse, der sich die Frage an die angehende
Lehrerin nicht verkneifen konnte, ob sie denn
auch in einem Schloss wohnen würde oder ob
ihr schon jemals der Prozess gemacht worden
sei.
Mit meiner plötzlichen Verwandlung zur
Respektsperson hatte er nicht gerechnet.

Dennoch hatte bereits meine allererste
Seminararbeit mit ihm, dem Großen, zu tun.
Vielmehr mit seinen Kurzprosatexten. Die
Fabeln, Parabeln und Gleichnisse begleiten
mich seither – und das heißt beinah mein
ganzes Erwachsenenleben lang – und haben
dabei nichts an Faszination verloren. Ob ich sie
je verstanden habe?
Ich weiß es nicht. Aber macht nicht genau das
einen Teil der Faszination aus?  

Unter allen kleinen Texten ist es vor allem einer,
den ich ganz besonders liebe und deshalb
auswendig kann.
Die Kleine Fabel.
Verstanden hab ich ihn erst heute.
Dass ich dabei seit langer Zeit wieder an Jannis
denke, mag Zufall sein.





/c/ monika kafka, 05/13

Freitag, 17. Mai 2013

Hermannstädter Notizen



Die Elektrische fuhr damals die Heltauer Gasse entlang. Das heißt vom Friedhof hin zum Bahnhof ging es mitten durch das Herz der Stadt. Vorbei am Floasch mit seinem Sodawasser, vorbei am Haus von Iduka, wo selbst das unmöglichste Kleid über Nacht verzaubert ward und dann wie angegossen passte, vorbei an Juwelier und Galerie, Konditorei und Kloster, in dem die Großmutter einst Schulkind war.
   
Seltsam verknüpft war so die Abfahrt mit der Ankunft, verbunden miteinander Ewigkeit und Augenblick und keiner wird wohl je darüber nachgesonnen haben. Am allerwenigsten das Kind, das noch den linksseitigen Schmerz nicht kennt und glaubt, dass Tod nichts anderes ist als nur ein langer Schlaf.


Es ist wieder Sommer. Einer, wie es ihn nie mehr geben wird. Die Luft vibriert zwischen den Drähten. Durchsetzt von Tubenrosenduft und Linden gleißt das Licht die Augen wund. Und aus marodem Asphalt atmen die Jahrhunderte, tief und schwer, wie die Schürzen alter Frauen am Kleinen Markt, die hier den Sommer ihrer Gärten für wenig Geld verkaufen.

Mit einem Sträußchen Löwenmaul, Vergissmeinnicht und Phlox und dem gefüllten Korb von Tante Erna geht es auf die Promenade, wo das Kind noch schaukeln darf. Himmel und Erde nur einen Schwung entfernt und manchmal kaum zu trennen. Und hängen bleibt ein Lachen, so hell wie die erwachten Blätter der schwarzknorrigen Bäume.

Doch niemals war die Freude heller als im Gebimmel der Elektrischen, das rot durch diese Gasse flog. Wenn dieser kleine Schritt die Treppen hoch ein Innen offenbarte, das scheinbar unbeteiligt am Äußeren vorüber zog. Und war doch keine Welt für sich. Aus Duft und Farbe und aus Ton, aus Sprache unverletzt und echt, wie es sie später nicht mehr gab, war da ein Schwingen in der Luft, in dem Vergangenes dem Jetzt unweigerlich verbunden war.

Die Straßenbahn fährt heut nicht mehr. Das Herz der Stadt ist renoviert und schlägt im gleichen langweiligen Takt wie überall auf dieser Welt. Fußgängerzone im Einheitsschnitt.

Und was das Kind betrifft mit seinem Glauben, das gibt es auch schon lang nicht mehr.



/c/ monika kafka, 05/13

Montag, 13. Mai 2013

versprechen






wenn die nacht sich eingrünt
 
zum morgen hin das spinngewebte
 
unter die schädeldecke flieht
 
pflücke ich worte
 
/die traumgereiften/
 
von gesommerten lippen
 
fällt mir dein lächeln entgegen
 
das erste
 
bunte versprechen des tages
 
 
 
 
 
/c/ foto und text: monika kafka, 05/13

Sonntag, 12. Mai 2013

in memoriam 12/05/1932



nur eine rose als stütze ...
hilde domin