schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Samstag, 15. Februar 2014


Montag, 10. Februar 2014

vom meer








aus den flüssen, immer
nur aus den flüssen darfst du
schöpfen einen becher voll
hoffnung, was anderes bleibt

im flussbett der kehle
zum beispiel kieselgrau
geflunderte worte
vergrätet und hart

nachts aber träumst du
vom meer






/c/ bild und text: monika kafka, 02/14

Freitag, 7. Februar 2014

Vom Bleiben



Und nirgendwo konntest du bleiben.

Nicht im schützenden Schatten der Kirchenburg und nicht unter dem Blätterdach des Maulbeerbaums in Großmutters Garten.
Nicht in der Geborgenheit nährender Hände und der Gewissheit eines Morgen.
Auch nicht im nachtgeborenen Wort, das niemals länger währt, als bis zum ersten Morgenwehn. Ein Kuckuckswort, erst spät erfasst in seinem Sinn.

Und nicht in diesen vielen Straßen.
Die viel versprechen im tobenden Reklamelicht und stets nur Einsamkeit servieren.

Im Zeitenmuster webt die Phantasie zusammen, was nicht zusammen passt.
Überführt in Poesie kannst du dann endlich sein.
 

Und bleiben.




/c/ monika kafka, 02/14

Mittwoch, 5. Februar 2014

o.t.

dieter vandory, o.t., 2014







entwegt
die papyrusstunden
zwischen dir und mir

ritzt jetzt der kranich
seine luftigen spuren, rot
in den entfärbten himmel

unmöglich, die deutung
zerfällt mit den zeichen
im aufrollenden wind








/c/ monika kafka, 02/14

Freitag, 31. Januar 2014

Eine alte Photographie

Sie wurde vermutlich per Selbstauslöser gemacht und zeigt Vater und Mutter auf einer Bergkuppe vor einem bedrohlich wirkenden Wolkenhimmel. Das Stativ hatte Vater so tief gestellt, dass die Kamera etwas nach oben gerichtet war. Durch diese Schrägstellung ließe sich erklären, warum die beiden wie vor einer Kulisse erscheinen.

Im Vordergrund, der in etwa zwei Drittel des Bildes einnimmt, ist nichts weiter zu erkennen, als der sich wölbende Bergrücken. Es lässt sich weder mit Sicherheit sagen, ob die schwarzweiße Szenerie im frühen Frühjahr oder im späten Herbst, noch wo sie aufgenommen worden ist. Mutter und Vater tragen lange Mäntel, Trenchcoats, mutmaßte Marlene. Mutter hat ein Tuch auf, vielleicht war es windig und sie musste ihre zeitlebens empfindlichen Ohren schützen. In der rechten Hand hält sie einen kleinen Strauß Blumen.
Beide haben die Köpfe etwas zueinander geneigt und blicken geradeaus.

Marlene hatte immer das Gefühl gehabt, dass sie den Betrachter der späteren Photographie direkt anschauen. Sie liebte dieses Bild ihrer Eltern, seit sie denken konnte. Und sie liebte die Vorstellung, dass sie Marlene bereits zu einem Zeitpunkt ansahen, als es sie noch gar nicht gab. Selbst als Erwachsene kramte Marlene, wenn sie die Eltern besuchte, oft nach dem alten Album, und verweilte wie früher, als Kind, lange bei diesem einen Bild.
Die starken Kontraste waren auch mit den Jahren nicht verblasst, die grobkörnige Oberfläche ließ das Dargestellte immer noch plastisch erscheinen.

Dieses Album ist, zusammen mit vielen anderen, mittlerweile in Marlenes Besitz übergegangen. Doch nie wieder hatte sie es sich seither angeschaut. Bis zu jenem Morgen, als sie mit der Erinnerung an einen Traum erwachte und mit dem Gefühl, dass damit etwas nicht stimmte.

Die Eltern standen darin genau wie auf dieser Photographie, die vor mehr als einem halben Jahrhundert gemacht worden war. Und sie sahen Marlene an. Wie immer.
Doch statt des sich wölbenden Bergrückens war jetzt im Vordergrund ein tiefer dunkler Graben.





/c/ monika kafka, 01/14

Freitag, 24. Januar 2014

luftig, frei

/c/ dieter vandory, blue rhapsody, I, 2014





an anderen tagen aber
schwimmst du mit den fischen

baust dir ein durchsichtiges haus
in südlichen gewässern

fern von verklammernden schatten
durch knorrige bäume

schwärmt deine not sich
luftig, frei






/c/ monika kafka, 01/14

Freitag, 17. Januar 2014

der reine ton

thomaskirche, leipzig





dezembersonne fließt
mitten in bachs harmonien

diese liebe lässt sich nicht beenden*

verkreuzt im gewölbe
bleibt das einst und jetzt
brandet trotz registersprung

der reine ton, unverschlüsselt
in ein meer aus stille und sprengt

das herzverfugte frei
bevor der tag
sich in das dunkel neigt



* abwandlung einer zeile von eva strittmatter


 
/c/ bild und text, monika kafka, 2014




Ich freue mich sehr, dass dieser Text zum Monatsgedicht auf Unternehmen Lyrik gekürt worden ist:




 

 

Mittwoch, 15. Januar 2014

Gebet

 /für Jakob und Thomas/


Denn sie sind Wanderer auf Deinen Wegen.
Federnden Schrittes und mit jungem Mut brechen sie auf, die Vielfalt und Schönheit unserer Welt, Deiner Schöpfung, zu erkunden.
Lass sie offenen Herzens und wachsamen Auges sein.
Lass ihnen helfende Hände nicht wie seltene Blumen entgegen wachsen und streue Zuversicht, wenn die Wege einmal steinig werden und sich verengen.
Schärfe ihren Verstand und ihre Urteilskraft.
Lass sie unter Deiner schützenden Hand und im Licht Deiner Liebe ihre Wege finden, die immer auch die deinen sind.
Segne diese beiden Wanderer.





/c/ Monika Kafka, 01/14

Sonntag, 12. Januar 2014

o.t.




träume aufgegeben
am schalter der hoffnung
gähnende leere 









/c/ monika kafka, 01/14




Samstag, 4. Januar 2014



ein duft von vanille
ferngewebt wie dein wort
aus tausend und einer nacht
legt sich auf meine haut, umhüllt

die aufsternende einsamkeit
wenn auch die letzte silbe
eines langen tages sich
im netz der dunkelheit verfängt

ich glätte die fäden der zeit
so lang bis ein taghelles lächeln
im muster deiner augen
als stoff meiner träume erscheint






/c/ monika kafka, 01/14

Montag, 30. Dezember 2013

Guten Rutsch!

/c/ thom kafka, 2012





Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch in ein hoffentlich friedvolles und gesundes
2014!


Gleichzeitig möchte ich mich dafür bedanken, dass ihr immer wieder mein poetisches Haus besucht und bereichert habt.



Eure MOnika


Sonntag, 29. Dezember 2013

Das letzte Wort

Viel Zeit blieb ihr nicht, bis Fiona erwachen würde.
Sie ging in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein.
Während der Duft frisch gemahlener Bohnen den Raum durchzog, trat sie ans Fenster.
Aus dem Räderwerk des angebrochenen Tages fiel ihr bereits Lärm entgegen. Eine magere Sonne mühte sich, den milchigen Himmel zu durchschneiden. Die Luft schmeckte nach Schnee.
Sie schloss das Fenster wieder, holte sich eine randvolle Tasse Kaffee und setzte sich an den Tisch. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Was also sollte sie tun?

Sie glättete das Tischtuch, als kämmte sie ihre Gedanken. Entfernte hier einen Krümel, wischte dort einen Rest Zigarettenasche weg. Er verschmierte. Rührte hin und wieder das Dunkle in ihrer Tasse um. Trank.

Schließlich öffnete sie das Kästchen und entnahm ihm alle Wörter, die sie über die Jahre hinweg gesammelt und nie ausgesprochen hatte. Sah jedes an und verteilte sie anschließend alle auf dem Tisch. Schob sie mal hierhin, mal dorthin, so lang, bis jedes einzelne den ihrer Meinung nach richtigen Platz gefunden hatte.

Ja, so würde sie es jetzt lassen, dachte sie.
Stand auf, räumte die Tasse in die Spülmaschine und knipste das Licht aus.
Das letzte Wort aber hinterließ sie Fiona am Schlüsselbrett.




/c/ monika kafka, 2013