schluesselworte

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abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Mittwoch, 9. Mai 2012

Evelyne Weissenbach, Flossenbürg 2011





„Ihr nach-denken“, schrieb Christa Wolf in ihrem Roman „Nachdenken über Christa T.“
Dem Denken wurde und wird immer noch viel, zu viel Bedeutung eingeräumt, wobei der Mensch als denkendes Wesen sich dabei nicht selten als tierischer als jede Kreatur, die ja gerade nicht denkt, entpuppt. Den umgekehrten Weg zu gehen und sich auf diese Weise einem so schwierigen Kapitel der Geschichte anzunähern, erscheint vielleicht auf den ersten Blick illusorisch. Oder einfach. Zu einfach. Dabei ist es gerade das Nach-Fühlen, das möglicherweise zu einem anderen Denken, Nachdenken führen kann.

In einem Spür-Bericht offen zu legen, welche Fährte aufgegriffen werden könnte, um aus dem Grauen und Entsetzen der NS-Zeit heraus zu treten, mit einem neuen Bewusstsein, einem, das nichts leugnet, nichts verdrängt von den Schrecknissen jener Zeit sondern mit einem, in dem das Gefühl, die Emotion integriert wird, um aus den Opfern wieder Menschen entstehen zu lassen- das ist Evelyne Weissenbach in ihrem Spürbericht über das Konzentrationslager Flossenbürg auf eindringliche und ausdrucksstarke Weise gelungen.
Sich einfühlen in diese Menschen, die dort gelebt und gelitten haben, die dort ihr Leben lassen mussten, weil denkende Menschen es so wollten.

Das Büchlein ist Bericht und Beschreibung gleichermaßen.
Evelyne Weissenbach schildert zum einen den Rundgang durch die Anlage von Flossenbürg, die Gedenkstätte, was sich beinah wie ein Reiseführer liest: konkrete Angaben, Details in sachlicher Sprache, angereichert durch Fotos.
Zum anderen wird der Bericht jedoch immer wieder aufgebrochen durch die Beschreibung von Seelenzuständen, in die die Autorin bei ihrem Rundgang gestürzt wird. Diese Zerrissenheit, dieses ständige Ringen darum, das Denken außen vor zu lassen, sich den wechselnden inneren Emotionen zu stellen, die ihr schier die Luft zum Atmen nehmen, wird auch durch eine in diesen Passagen äußerst poetische Sprache deutlich gemacht.

Ein ergreifendes Buch und ein tröstendes, wenn der Leser bereit ist, sich auf diesen Weg einzulassen.


Evelyne Weissenbach
Flossenbürg 2011

hs-LiteraturVerlag 2011
978-3951-99072-9

4 Kommentare:

  1. liebe mo!

    jeder einzelne, den ich erreichen kann, ist wichtig, aber besonders schön für mich ist es, dass es menschen gibt, die ich derart berühren kann, dass sie in dieser form darüber berichten.

    ich danke dir sehr. sehr!
    danke für gemeinsames gedenken!

    lg lintschi

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  2. es ist wichtig, liebe lintschi, sehr wichtig.
    und du hast es in eine forn gebracht, der nicht nur litearische anerkennung gebührt.
    es ist der mensch, der im mittelpunkt stehen muss- und das zeigt dein büchlein auf bemerkenswerte weise ...

    herzlichst,
    mo

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  3. liebe mo,

    vielen dank für diesen wertvollen tipp. es ist gut, dass dieses thema immer noch und immer wieder aufgegriffen wird. und wenn dieses buch auch noch einen offenbar so „nachspürbaren“ zugang ermöglicht, ist es ein wichtiger beitrag. danke der autorin, (liebe grüße, lintschi!!)

    herzlichst,
    deine di

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  4. danke! einfach danke. noch einmal ...

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