schluesselworte
Montag, 27. Mai 2013
Sonntag, 26. Mai 2013
Muse
/c/ dieter vandory, einblicke, 2013
Ich hab ein Reh und keinen Garten
es gesichert zu empfangen
zwischen Hochhausschluchten
im anlauernden Licht
aufgeraute Träume
glättet seine Zunge, zärtlich
scheut herauf der Tag
im Glanz der wachsamen Pupille
und dieses Zittern seiner Glieder
jenseits von Nacht und Wald –
/c/ monika kafka, 26/05/13
Labels:
Fotografie,
Liebeslyrik
Montag, 20. Mai 2013
Kafka
An ihm kommt wohl keiner vorbei,
der sich
ernsthaft mit Literatur und Schreiben
beschäftigt.
ernsthaft mit Literatur und Schreiben
beschäftigt.
Doch obwohl ich viele seiner Werke
kannte,
bevor ernsthafte Professoren an diversen
Universitäten sie mir ernsthaft zu erklären
versuchten, gehörte er nie zu meinen
Lieblingsautoren.
Dass ich seit über zwanzig Jahren seinen Namen
trage, was kein leichtes Erbe ist, hat daran nichts geändert.
bevor ernsthafte Professoren an diversen
Universitäten sie mir ernsthaft zu erklären
versuchten, gehörte er nie zu meinen
Lieblingsautoren.
Dass ich seit über zwanzig Jahren seinen Namen
trage, was kein leichtes Erbe ist, hat daran nichts geändert.
Ich erinnere mich noch lebhaft an
die Beamtin
und ihr stolzes Lächeln, als sie meinen Namen
aufschreiben sollte. „Wie der Schriftsteller?“,
fragte sie und schrieb ihn dann prompt
mit zwei f.
und ihr stolzes Lächeln, als sie meinen Namen
aufschreiben sollte. „Wie der Schriftsteller?“,
fragte sie und schrieb ihn dann prompt
mit zwei f.
Oder an den frühreifen Schüler
einer achten
Klasse, der sich die Frage an die angehende
Lehrerin nicht verkneifen konnte, ob sie denn
auch in einem Schloss wohnen würde oder ob
ihr schon jemals der Prozess gemacht worden
sei.
Klasse, der sich die Frage an die angehende
Lehrerin nicht verkneifen konnte, ob sie denn
auch in einem Schloss wohnen würde oder ob
ihr schon jemals der Prozess gemacht worden
sei.
Mit meiner plötzlichen Verwandlung zur
Respektsperson hatte er nicht gerechnet.
Respektsperson hatte er nicht gerechnet.
Dennoch hatte bereits meine
allererste
Seminararbeit mit ihm, dem Großen, zu tun.
Vielmehr mit seinen Kurzprosatexten. Die
Fabeln, Parabeln und Gleichnisse begleiten
mich seither – und das heißt beinah mein
ganzes Erwachsenenleben lang – und haben
dabei nichts an Faszination verloren. Ob ich sie
je verstanden habe?
Seminararbeit mit ihm, dem Großen, zu tun.
Vielmehr mit seinen Kurzprosatexten. Die
Fabeln, Parabeln und Gleichnisse begleiten
mich seither – und das heißt beinah mein
ganzes Erwachsenenleben lang – und haben
dabei nichts an Faszination verloren. Ob ich sie
je verstanden habe?
Ich weiß es nicht. Aber macht nicht
genau das
einen Teil der Faszination aus?
einen Teil der Faszination aus?
Unter allen kleinen Texten ist es vor
allem einer,
den ich ganz besonders liebe und deshalb
auswendig kann.
den ich ganz besonders liebe und deshalb
auswendig kann.
Die Kleine
Fabel.
Verstanden hab ich ihn erst heute.
Verstanden hab ich ihn erst heute.
Dass ich dabei seit langer Zeit
wieder an Jannis
denke, mag Zufall sein.
denke, mag Zufall sein.
/c/ monika kafka, 05/13
Labels:
Prosa,
Tagebuchtage
Freitag, 17. Mai 2013
Hermannstädter Notizen
Die Elektrische fuhr damals die Heltauer Gasse entlang. Das heißt vom Friedhof hin zum Bahnhof ging es mitten durch das Herz der Stadt. Vorbei am Floasch mit seinem Sodawasser, vorbei am Haus von Iduka, wo selbst das unmöglichste Kleid über Nacht verzaubert ward und dann wie angegossen passte, vorbei an Juwelier und Galerie, Konditorei und Kloster, in dem die Großmutter einst Schulkind war.
Seltsam verknüpft war so die Abfahrt mit der Ankunft, verbunden miteinander Ewigkeit und Augenblick und keiner wird wohl je darüber nachgesonnen haben. Am allerwenigsten das Kind, das noch den linksseitigen Schmerz nicht kennt und glaubt, dass Tod nichts anderes ist als nur ein langer Schlaf.
Es ist wieder Sommer. Einer, wie es ihn nie mehr geben wird. Die Luft vibriert zwischen den Drähten. Durchsetzt von Tubenrosenduft und Linden gleißt das Licht die Augen wund. Und aus marodem Asphalt atmen die Jahrhunderte, tief und schwer, wie die Schürzen alter Frauen am Kleinen Markt, die hier den Sommer ihrer Gärten für wenig Geld verkaufen.
Mit einem Sträußchen Löwenmaul, Vergissmeinnicht und Phlox und dem gefüllten Korb von Tante Erna geht es auf die Promenade, wo das Kind noch schaukeln darf. Himmel und Erde nur einen Schwung entfernt und manchmal kaum zu trennen. Und hängen bleibt ein Lachen, so hell wie die erwachten Blätter der schwarzknorrigen Bäume.
Doch niemals war die Freude heller als im Gebimmel der Elektrischen, das rot durch diese Gasse flog. Wenn dieser kleine Schritt die Treppen hoch ein Innen offenbarte, das scheinbar unbeteiligt am Äußeren vorüber zog. Und war doch keine Welt für sich. Aus Duft und Farbe und aus Ton, aus Sprache unverletzt und echt, wie es sie später nicht mehr gab, war da ein Schwingen in der Luft, in dem Vergangenes dem Jetzt unweigerlich verbunden war.
Die Straßenbahn fährt heut nicht mehr. Das Herz der Stadt ist renoviert und schlägt im gleichen langweiligen Takt wie überall auf dieser Welt. Fußgängerzone im Einheitsschnitt.
Und was das Kind betrifft mit seinem Glauben, das gibt es auch schon lang nicht mehr.
/c/ monika kafka, 05/13
Labels:
Prosa,
Tagebuchtage
Montag, 13. Mai 2013
versprechen
wenn die nacht sich eingrünt
zum morgen hin das spinngewebte
unter die schädeldecke flieht
pflücke ich worte
/die traumgereiften/
von gesommerten lippen
fällt mir dein lächeln entgegen
das erste
bunte versprechen des tages
/c/ foto und text: monika kafka, 05/13
Labels:
Fotografie,
Liebeslyrik,
Naturlyrik
Sonntag, 12. Mai 2013
Freitag, 10. Mai 2013
diese gasse
und dann kehrst du zurück
in diese gasse
wo hinter den fassaden dicht
gedrängt die erinnerungen schlafen
aus einer fernen fuge zeit
fliegt dich zermahlte
sehnsucht an, beim rendezvous
mit einem kleinen braunen
bist du nur eine armlänge
von ihr entfernt und buchstabierst
doch schon ins dunkel ihren namen
aus zugigen fenstern
bröckelt ihr licht wie der putz
vom alten gemäuer
es schließt das kaffeehaus
und sie bleibt zurück, wie immer
zahlt diese rechnung kein wirt
/c/ bild und text: monika kafka, 2013
Labels:
Inspirationslyrik,
Liebeslyrik,
Trauer
Dienstag, 7. Mai 2013
Tagebuchtage
... oder über den Zusammenhang zwischen
einem Film, einem Buch, einer Skulptur, einem ungeschriebenen Text und
Tagespolitik
Der Mascha Kaléko Abend, an dem sie
aus dem Werk der großen Lyrikerin vortrug, liegt schon längere Zeit zurück.
Noch länger ist es her, dass ich
Maria Schraders Regiedebüt, die Verfilmung des Romans „Liebesleben“ von Zeruya
Shalev, im Kino gesehen habe.
Und seit gut über einem Jahrzehnt beschäftigt
mich die Geschichte von „Aimée und Jaguar“, in der ich der Schauspielerin zum
ersten Mal begegnet bin.
Es waren stets einschneidende
Erlebnisse, die Spuren hinterlassen haben, die weit über das Normale
hinausgingen.
Umso verwunderlicher für mich, dass
wiederum einiges an Zeit vergehen musste, bevor ich aufgrund meiner Recherchen
über diese Künstlerin auf einen Film stieß, in dem sie erneut eine tragende
Rolle spielt.
Freitag.
Es ist schon ziemlich spät.
Dennoch beschließe ich, trotz des
folgenden langen Arbeitstages und einer Laune folgend, wie ich meine, den Film
„Rosenstraße“ anzusehen.
Es war zu erwarten und überfällt
mich dennoch wieder völlig unvorbereitet.
Das ganze Grauen einer Zeit,
festgemacht an einem Einzelschicksal. Subtil. Ohne erhobenen Zeigefinger.
Emotionen in Bildern und Sprache transportiert– einer so oft pervertierten
Sprache, die dennoch rettend und heilend wirken kann. Selbst wenn es
Jahrzehnte dafür bedarf.Kann man je darauf vorbereitet sein?
Samstag.
Business as usual.
In der Buchhandlung ist es ungewöhnlich
ruhig für einen Wochenendtag.
Zeit also, gründlich aufzuräumen,
die Bücher wieder in ein System zu bringen, das zumindest uns Buchhändlern
einsichtig erscheint.
Ein einzelnes Exemplar eines Buches
erregt meine Aufmerksamkeit. Nie zuvor ist es mir aufgefallen, hätte mich ein
Kunde danach gefragt, ich hätte erst recherchieren müssen. Ein Blick auf Cover
und knappen Klappentext und ich weiß, wo es einzusortieren ist.
Auf dem Weg zum NS Regal schlage
ich es auf, lese ein paar Sätze. Nein, denke ich, heute ist nicht der Tag für
solch eine Lektüre.
Und mache dennoch kehrt. Lege das
Buch an mein Info.
„Der letzte Jude von Treblinka“.
Draußen scheint die Sonne, es wird endlich Frühling in der Stadt, die Zeit der Düsternis und Kälte ist vorbei.
„Der letzte Jude von Treblinka“.
Draußen scheint die Sonne, es wird endlich Frühling in der Stadt, die Zeit der Düsternis und Kälte ist vorbei.
Am Abend hab ich das Buch
ausgelesen. Trotz widriger Umstände. Trotz Sonnenschein.
Die Antwort auf die Frage eines
Kollegen, wie es denn so sei, das Buch, ob auszuhalten, fällt mager aus: wir
müssten es ja nur lesen. Sollten wir selbst dafür nicht stark genug sein?
Sonntag.
Der Geburtstag meiner Mutter.Nach dem Besuch auf dem Friedhof fahre ich zur Blutenburg.
Wieder scheint die Sonne, mein
eingetrübtes Gemüt wärmt auf. Zwischen blühenden Bäumen und Sonntagsgästen
beobachte ich einen Schwan, der selbstvergessen aufwändig Morgentoilette
betreibt. Die Kamera ist gezückt. Und ich bin bemüht, das von Vater Gelernte
umzusetzen. Den Blick wach zu halten für den Augenblick.
Unter silbrigen Birken schimmert es
dunkel. Und zieht mich magisch an.
Ich seh die Rosenstraße und
Treblinka und einen Ort im fernen Russland, der mir den Großvater genommen hat.
Den Endlostreck einer Geschichte, die ihre Wurzeln immer noch nicht ganz beseitigt
hat. Im grauen Kleid der Angst und entblößter Würde ziehen sie jahrzehntelang auf
diesem Weg vorbei – ins ungewiss Gewisse. Vorbei an Frühling und Gesang, an
Sommerhungrigen und grünen Wiesen, an Würm und Schwan und Kameras, die
zweifelsohne noch vereinzelt blitzen.
Montag. Morgen.
Blick in die Zeitung.
Auftakt im NSU- Mordprozess.
München. Nymphenburger Straße, 16.
Ich glaube nicht an den Zufall,
schrieb schon Paul Claudel …
/c/ bild und text monika kafka, 2013
Labels:
Prosa,
Tagebuchtage
Sonntag, 5. Mai 2013
in memoriam, 05/05/1934
/c/ dieter vandory, 2013 |
du gingst so leis
durch meinen traum
der voller leben schien
am anfang
warst du mittendrin
ich sah dich lachen, reden
doch plötzlich warst du
außerhalb und stockgestützt
auf einer handvoll zeit
und hast dich nicht mehr
umgedreht, die zeiger
sichelten den raum
/c/ monika kafka, 05/13
Labels:
Trauer
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