"diese
nordisch hellen Weiten
Tage
ganz mit Blau gefüllt
weiches
Licht auf hellen Stränden
Wind,
der Sehnsucht weckt und stillt"
In unserer lärmenden hektischen
Zeit sind die Gedichte Isabella Kramers leuchtende Inseln der Stille und der
Kontemplation, aber niemals der Resignation oder gar Weltabgewandtheit.
Ihr Gedichtband weniger bis meer beinhaltet
Texte, die im Rhythmus der Jahreszeiten gehen und viel mit der norddeutschen
Heimat der Autorin zu tun haben.
Sie zeugen von einem wachen
neugierigen Blick selbst auf die kleinsten Dinge des Lebens und von einem großen
Gespür für Sprache und Rhythmus:
„Dennoch
webt sich ins Land
mit sanften, leisen Tönen
/…/
haucht Hoffnungsgrün
auf gestern noch Lebloses
und gipfelt in dem Veilchen
zwischen engsten Fugen
unbändig, morgig mahnt
der Frühling Leben an“
Bilderreich und wortgewandt stellt
die Autorin ihre Motive in immer wieder neue Zusammenhänge, beleuchtet das ewige
Stirb und Werde in der Natur und setzt es geschickt und in mannigfacher Weise
in Beziehung zum Menschen.
Den vier jahreszeitlich
angeordneten Kapiteln ist eines vorangestellt, in dem das Element Wasser
dominiert. Die lebensspendende, alles erneuernde Kraft des Wassers ist auch
symbolisch zu lesen für Isabella Kramers durchweg positive Lebenseinstellung.
Immer wieder kehrt das lyrische Ich
in den Gedichten zurück ans Meer, um hier im Einklang mit den Elementen zu sich
selbst zu finden, sich seiner eigenen Kraft und deren Wurzeln zu vergewissern.
Dem Dunkeln, machtvoll
Zerstörerischen wird wenig Raum gegeben und falls doch, dann immer nur als die
andere Seite der Medaille, die man kennen und akzeptieren muss, um bewusster
das Jetzt und Hier, das Helle und Freundliche erleben zu können:
„lehne mich gegen den sturm
fülle mit seiner kraft die leeren
saiten
stärke und wildheit, fremd und
vertraut
rauhlied im uralten fordernden
rhythmus
/alles ist dein und altes muss
fort/
wirbelnder tanz im fauchenden atem
bieg mich, neig mich – so weit es
nur geht
schwinge im dunklen takt seiner
macht
doch brechen, nein brechen lass ich
mich nicht“
Die lichten Gedichte von Isabella
Kramer stehen natürlich in einer langen Tradition.
Dennoch schafft es die Autorin auf
bemerkenswerte Weise sich dieser nicht nur zu stellen, sondern sie fortzuführen,
selbst alte Motive sprachlich neu zu fassen und ihnen dadurch zu neuem Glanz zu
verhelfen.
„Du bringst für mich den Mond ins
Rollen“ heißt es etwa in einem Text oder im Gedicht „erinnern“, in dem es um
vergangene Rosentage, Rosendüfte und –sträuße geht, bittet das lyrische Ich
darum:
„erzähls mir so// dass dem Erinnern keine Dornen wachsen//.“
„salzfeucht“, „wunschgefühlt“, „winterharfenzeit“,
„tintenreim“ sind nur eine kleine Auswahl an Wortschöpfungen, die diese Gedichte
als etwas Besonders kennzeichnen.
Und ganz wunderbar beherrscht die
Autorin die Form des Pantum, für viele ihrer Gedichte geradezu die ideale Form,
um das Zyklische darin offensichtlich zu machen.
Isabella Kramer, Malerin und
Fotografin, Mitglied im Europa Literaturkreis Kapfenberg, Österreich, schreibt
Lyrik und Kurzprosa
Zahlreiche Veröffentlichungen in
Literaturzeitschriften und Anthologien
Ihr Gedichtband weniger bis meer
kann hier bezogen werden
Monika Kafka, 07/12