Ein Bild - drei Texte

Ausgangspunkt: ein Bild ohne Titel.

Drei Autorinnen, drei Texte, drei mögliche Interpretationen des Themas.

Ergebnis: ein Bild - drei Titel.

 

/c/ Dieter Vandory, o. T., 2013

après la tristesse
 

in mir geht

eine traurigkeit

(verschleiert den blick)

durchs fenster

flackert dein wort

und ich staune


die tränen sind warm

/c/ diana jahr, 11/13

das letzte geheimnis

die worte enden genau hier

wird der text versiegelt

mit schwarzen buchstaben

im schlusssatz waren die hellen

töne der sommeretüden

südwärts geflogen

doch jetzt vollzieht sich

im dunkel das letzte geheimnis

und sein duft, unbeschreibbar

/c/ gabriele pflug, 11/13

bernsteinauge

du, aus dem bogen der nacht

wächst mir herüber ein licht

in die wächserne zeit

fällt dein bernsteinauge

und eine ahnung von wärme

gegen den schnellenden schnee

/c/ monika kafka, 11/13

Der rote Faden

/c/ dieter vandory, roter faden, 2013

Ich sehe ihn nicht und weiß doch, er läuft

verlässlich neben mir her.

Er umgarnt mich nicht und er schnürt mich auch nicht ein.

Geduldig wartet er, wenn ich ihn verknote, verwirre, verspleiße, einen Umweg gehe.

Dann höre ich das Sirren der Spule nur etwas deutlicher.

Und die Gewissheit, dass sie einst von liebenden Händen ausgeworfen wurde, trägt.

Durch jede Dunkelheit.

/c/ monika kafka, 11/13

Beim Schreiben

/c/ dieter vandory, es gab ein haus ... 2013

Vielleicht doch keine Rosen

mit ihren aufgeklappten Blüten

 und den strategischen Dornen –

Über die Wiesen geht

der abgemähte Sommer

querfeldein

rispelt eine Ähre im Wind

kitzelt das letzte

Sonnenwort aus deiner Kehle

und wintert es erdtief ein

Lächerlich stattdessen

eine Rose zu nehmen

die nicht mehr duftet –

auch nicht im Gedicht

/c/ monika kafka, 11/13

9. November

NIE WIEDER!