Dieser Text wird auch in dem Band mit Monikas neueren Werken sein, an dem wir zur Zeit arbeiten.
Thom Kafka
/c/ Michael Hermann, Acryl
Am Ende eines Sommers,
da entstand ein tiefes Schweigen.
Mitten im Lichten war der Tag ausgezogen an den Rand der Nacht.
Dorthin, wo die Flussweiden wurzeln und Charons Kahn stets auf Passagiere wartet.
Selbst die Hühner im Hof scharrten ihr Gegacker in den Sand. Der Hund fläzte auf den Treppen der Sommerküche. Die Katze wagte keinen Angriff mehr aufs junge Nest hoch oben in den Ästen. Dunkel rauschte der Maulbeerbaum durchs offene Fenster.
Großmutter räumte die unbenutzten Teller ab. Stolperte auf dem Weg zum Schrank über ein paar verlorene Seufzer. Dann holte sie den Suppentopf. Die Fettaugen darin verwässerten, während sie ihn zum Herd trug.
Vater rührte seine Gedanken in die leere Kaffeetasse. Sie wurde schwarz, noch bevor Großmutter ihm etwas eingegossen hatte.
Mutter glättete mechanisch das Tischtuch. Immer und immer wieder glitten ihre Handflächen darüber hinweg. Sehr langsam. Zärtlich fast. Rhythmisch bewegte sie dabei den Kopf. Hin und her und her und hin. Schweißperlen tropften von ihrer Stirn. Ich starrte auf die Spuren, die sie zeichneten und die sich zu verändern begannen, je länger ich starrte. Ein dünnes rotes Kreuz ergaben sie für mich auf weißem Grund, blass, wie das Zeichen auf ihrer Tasche, die jetzt an der Wand unter dem Fensterbrett verwaiste.
Über dem Tisch hing der Tod an Fliegenpapier.
Im Dorf hingegen hatte er sich ein Kind geholt.
/c/ Monika Kafka, 08/13