die mir die Fäden webten
zum engmaschigen Netz
Erinnerung
I.
Das Morgengrauen
verfütterte sie an die
Tiere
dachte Großmutter immer
als erstes
mischte sie unter die
Körner
übrig gebliebene Träume
so
seien diese doch zu
etwas gut
sagte sie bevor aus ihren
weit ausholenden Händen
der Mais rieselte, später
beobachtete ich verstohlen
die Hühner um
herauszufinden
was Großmutter denn geträumt
haben
könnte man ihnen das ansehen
fragte ich mich Glück
oder Unglück
der Nächte aus denen sie
für mich
stets die garstigen
Augen
herausschnitt und in
die Büsche hängte
so dass ich sie im Lauf
des Tages
anschauen konnte ohne
mich zu fürchten in der
Sonne
würden die Brombeeren warm
schmecken wie die Milch
aus der blauen Tasse
nur etwas dunkler
II.
Großmutter modellierte für
mich
die Tage im Sommer
gerieten barfüßig und breit
gedieh das Glück zwischen
Sandkuchen und summenden
Rosen
dienten Rhabarberstauden
als Versteck
für Klein-gemein-Geheimnisse
wie totgemachte
Regenwürmer
aus dem warmen Wannenwasser
stiegen Lachfontänen auf
und oh
Susanna
im Bade sang Großmutter dann
wusste ich dass der
Abwasch bald
erledigt war wie mein
Geheimnis
verraten durch das
nassglänzende
Fell der Katze das
langsam trocknete
viel langsamer als Großmutters
Gesang und
mein Wunsch nach neuen
Wundern
trieb mich in die
Birkenkrone wo
ich nicht zu sehen war und
manches
sah was jenseitig des Tores
offen lag an Verlockungen
der Straße durch die schreckverzerrte
Stimme aber die mich
rief
begriff ich erst wie
schlecht
doch manche Kinderscherze sind III.
Im Winter fielen die
Tage
dünnbeinig aus und schmal
flackerte das Feuer im
Ofen
verglühen die Farben
des Sommers
sagte Großmutter /und nichts
von vorgeschriebner
Kälte/
zu lange schon
hält sich der Frost im
Land
selbst die Fensterrosen
sind
auf Sparflamme gestellt
und
ich drückte meine Nase lang
an die weißerblühten
Scheiben
bis ich nach draußen
spähen konnte
und das Gras so fantasielos
fand
wie drinnen Hund und
Katze träge
zog das Licht in die
Stube dann
stellte Großmutter sich
an die Staffelei
und malte mir die Tage aus
dem Eingemachten sagte
sie
müssen wir jetzt schöpfen
Kind
spür den Wind im
Sonnenblumenfeld
sieh nur wie sich die
Köpfe neigen
unterm satten Pinselstrich
getaucht
in ocker grün und gelb
leuchtet auch der Ginster,
später
rot der Mohn im reifen
Korn
sirren bald die Sensen Zeit
wird es für uns
das Abendbrot zu
schneiden im
Duft von Ölfarben und
Firnis
schmeckte selbst ein
Wintertag mir hell
/c/ monika kafka, 2011
ein Gang durch den Tag
AntwortenLöschenein Gang durch's Jahr
ein Gang durch ein Leben ...
die vielen Bilder, Töne und Gerüche in deinen Zeilen ...
das ist wunderschön.
lieben gruß zu dir hin,
tabea
liebe tabea,
Löschenes gibt jeden sommer so einen tag, an dem die erinnerungen an meine kindheit ganz besonders präsent werden, so dass ich das gefühl habe, jene zeit förmlich zu riechen, zu schmecken, zu fühlen und sehen, als habe sich nichts verändert und das lässt mich lächeln und erfüllt mich mit freude und dankbarkeit.
viele meiner texte wären ohne diese erfahrung einer tiefen geborgenheit nicht denkbar gewesen.
hab dank für deine worte, für dein immer wieder lesen und kommentieren - auch andernorts.
herzlich,
mo
... nach wie vor für mich ein ganz starker zyklus über „diese hände“.
AntwortenLöschendie texte sind wie aus einem guss, die worte fließen zu einer einheit, eröffnen wunderbare bilder, stimmungen, atemlos und doch gleichzeitig in-sich-stimmig und -ruhend wirken deine erinnerungen, meine liebe mo.
ich mag diese art zu schreiben sehr. sie lässt mich eintauchen und nimmt mich auf einer woge mit. danke!
und - chapeau!
innige grüße
deine di
liebe di,
Löschenich möchte ja gern den zyklus weiterführen, du weißt, es fehlen noch ganz viele andere hände ... die mich getragen und liebevoll geformt haben.
diese art des schreibens, diese "lang-gedichte" mit dem zeilen übergreifenden, ist für mich ja noch relativ neu- ich übe mich noch darin, mal sehen, was noch entstehen wird ...
hab dank für dein wunderbares feedback, das ich sehr schätze, wir haben ja nicht nur einmal gemeinsam an texten gefeilt ...
herzlich,
deine mo
liebste mo,
Löschenjaaaa, du solltest hier unbedingt weiter schreiben!
wie ich schon schrieb, ich mag diese art sehr, und sie scheint dir zu liegen. das ist ganz „großes kino“, meine liebe!
ohnehin ist es doch spannend mal etwas anderes, neues auszuprobieren. mach mal!
du weißt, dass ich dein feedback genauso schätze, liebe mo, und ich liebe es, mit dir gemeinsam an texten zu feilen!
überhaupt schätze ich unseren austausch sehr :) danke dir – für alles. :)
deine di
danke liebe di, für deinen zuspruch, deine ermunterung und deine unendliche geduld it mir ...
Löschenherzlich,
deine mo,
du weißt schon ...
liebe mo,
AntwortenLöschenwie wundervoll ist es, erinnerungen so präsent, so lebendig werden zu lassen, dass man als leser gerne eintaucht und sich fast verliert in der fülle an sprache und farben.
so etwas kann nur gelingen, wenn man diese begabung in sich trägt...weise und liebevoll.
liebe grüße
deine gabriele
liebe gabriele,
AntwortenLöschenna ja, begabung allein ist es nicht, du weißt es selbst, wieviel "arbeit" hinter einem text steckt, wieviel handwerkszeug von nöten ist, wieviel man verwirft, bevor sich etwas herauskristallisiert hat. die momente, in denen die symbiose gelingt und etwas scheinbar so leichtes entsteht, sind die glücklichen im leben des schreibers ...
umso mehr freut es einen dann, wenn man sie mit anderen teilen kann.
hab dank für deine zeilen, für dein unermüdliches lesen und kommentieren meiner texte, ich weiß das zu schätzen.
alles liebe dir,
deine mo
wunderschön, liebe monika! ich liebe deinen stil, ich liebe die stimmungen, die du vermittelst; wie schön, dass du sie so - oder so ähnlich - auch erlebt hast (ich in teilen auch).
AntwortenLöschenherzlichst deine ellix
danke, liebe ellix, ja ich weiß, dass dir dieser inhalt und die stimmung, die er transportiert, nicht ganz unbekannt sind.
Löschenherzlichst,
deine mo
diese geschichten sind echt kleine prosa-juwele.
AntwortenLöschenso innig, so herzerwärmend.
ich möchte immer noch weiterlesen und noch weiterlesen ...
danke dafür!
ganz viel liebes!
lintschi
liebe lintschi,
Löschenwie mich das freut!
hab lieben dank und nur gutes für dich,
mo
es ist ein ganz großes, ungemein poetisch berührendes aus deiner so talentierten feder liebe freundin, eines, das mir das erinnern an die eigene großmutter so stark und herzwarm zurückbringt, dass ich ein kloss im hals habe vor rührung. welch wortkraft und bildgrandiosität, welche weisheit und liebe in diesen versen! ich bin total begeistert!
AntwortenLöschenbravissimo ♥
mit der wärme des allernahesten erinnern im herzen - danke ich dir und sende dir meine liebsten gedanken,
isabella
liebe isabella,
AntwortenLöschenwenn es mir gelungen ist, im leser bilder enstehen zu lassen, die an sein eigenes erinnern anknüpfen oder sogar scheinbar vergessenes heraufbeschwören, dann, ja dann betrachte ich meinen text als gelungen.
hab dank für deinen so empathischen kommentar, der mich einmal mehr erfreut hat.
herzlichst umarme ich dich,
mo