schluesselworte

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abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Montag, 20. Mai 2013

Kafka


An ihm kommt wohl keiner vorbei, der sich
ernsthaft mit Literatur und Schreiben
beschäftigt.
Doch obwohl ich viele seiner Werke kannte,
bevor ernsthafte Professoren an diversen
Universitäten sie mir ernsthaft zu erklären
versuchten, gehörte er nie zu meinen
Lieblingsautoren. 
Dass ich seit über zwanzig Jahren seinen Namen
trage, was kein leichtes Erbe ist, hat daran nichts geändert.  

Ich erinnere mich noch lebhaft an die Beamtin
und ihr stolzes Lächeln, als sie meinen Namen
aufschreiben sollte. „Wie der Schriftsteller?“,
fragte sie und schrieb ihn dann prompt
mit zwei f.

Oder an den frühreifen Schüler einer achten
Klasse, der sich die Frage an die angehende
Lehrerin nicht verkneifen konnte, ob sie denn
auch in einem Schloss wohnen würde oder ob
ihr schon jemals der Prozess gemacht worden
sei.
Mit meiner plötzlichen Verwandlung zur
Respektsperson hatte er nicht gerechnet.

Dennoch hatte bereits meine allererste
Seminararbeit mit ihm, dem Großen, zu tun.
Vielmehr mit seinen Kurzprosatexten. Die
Fabeln, Parabeln und Gleichnisse begleiten
mich seither – und das heißt beinah mein
ganzes Erwachsenenleben lang – und haben
dabei nichts an Faszination verloren. Ob ich sie
je verstanden habe?
Ich weiß es nicht. Aber macht nicht genau das
einen Teil der Faszination aus?  

Unter allen kleinen Texten ist es vor allem einer,
den ich ganz besonders liebe und deshalb
auswendig kann.
Die Kleine Fabel.
Verstanden hab ich ihn erst heute.
Dass ich dabei seit langer Zeit wieder an Jannis
denke, mag Zufall sein.





/c/ monika kafka, 05/13

6 Kommentare:

  1. Befangen von der sichtbaren Welt engen Schranken
    und gefangen in den eig´nen engstirnigen Gedanken,
    eingeschnürt von der visualisierten Angst ihrer Fratze
    erwartet sich die Maus Hilfe von der lauernden Katze.

    Das Ende zu erraten, ist sehr banal.
    Die Fabel sei dem Mensch ein Fanal
    um mehrere Lösungen zu erkennen:
    Man soll sich in Irrwege nicht verrennen.

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    1. jepp, öfters mal die richtung ändern, nicht wahr?

      hab dank, lieber alfred!

      herzlich,
      monika

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  2. Zufälle sind wirklich nicht selten!

    Seit knapp zwei Wochen bin ich erneut gebannt von diesem Schriftsteller, Deinem Namensvetter.
    Es sind seine "Meistererzählungen", die ich nun wieder lese und genau die Gleichnisse und Parabeln habe ich für mich neu entdeckt.
    Franz Kafka wird man nie ganz kennen oder verstehen...
    Herzliche Grüße,
    Maya

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    1. na ja, liebe maya, ich glaube ja nicht so sehr an zufälle /an "vorhersehung" und dgl allerdings auch nicht/, ich meine schon, dass bei genauerem hinschauen, oft zusammenhänge erkennbar werden, mit denen man anfangs nicht gerechnet hätte.

      hin und wieder beschäftige ich mich auch mit dem unverwechselbaren, großen - jetzt kann ich das ja völlig zwanglos tun, was ja früher nicht möglich war, da musste ich.
      und bin immer wieder überrascht, erstaunt ...
      faszinierende persönlichkeit!

      liebe grüße,
      monika

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  3. Wer mit 20 "Die Verwandlung" liest, fragt sich: - wofür braucht die Welt diese Erzählung.?
    Doch mit 50 stellt man fest, dass Gregor eine der unvergessensten "Personen" ist, die einem durch die Bücher gelaufen ist.
    Vor über 10 Jahren sah ich im Museum Würth die Ausstellung "In der Strafkolonie".
    Mit den Leder-Holz-Eisenobjekten von Wolfgang Bier passierte das Gleiche, wie mit Gregor - nicht unbedingt ganz verstanden, aber unvergessen.
    Hauptsache man denkt darüber nach. Und ja - die Welt braucht Franz Kafka.

    Liebe Grüße,
    Michael

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  4. ich danke dir herzlich, lieber michael, für diesen schönen sinnreichen kommentar.
    die ausstellung hätte mich auch interessiert, ja ja ...

    liebe grüße,
    monika

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