An ihm kommt wohl keiner vorbei,
der sich
ernsthaft mit Literatur und Schreiben
beschäftigt.
Doch obwohl ich viele seiner Werke
kannte,
bevor ernsthafte Professoren an diversen
Universitäten sie mir ernsthaft
zu erklären
versuchten, gehörte er nie zu meinen
Lieblingsautoren.
Dass ich
seit über zwanzig Jahren seinen Namen
trage, was kein leichtes Erbe
ist, hat daran nichts geändert.
Ich erinnere mich noch lebhaft an
die Beamtin
und ihr stolzes Lächeln, als sie meinen Namen
aufschreiben sollte. „Wie
der Schriftsteller?“,
fragte sie und schrieb ihn dann prompt
mit zwei f.
Oder an den frühreifen Schüler
einer achten
Klasse, der sich die Frage an die angehende
Lehrerin nicht verkneifen
konnte, ob sie denn
auch in einem Schloss wohnen würde oder ob
ihr schon jemals
der Prozess gemacht worden
sei.
Mit meiner plötzlichen Verwandlung zur
Respektsperson hatte er nicht gerechnet.
Dennoch hatte bereits meine
allererste
Seminararbeit mit ihm, dem Großen, zu tun.
Vielmehr mit seinen
Kurzprosatexten. Die
Fabeln, Parabeln und Gleichnisse begleiten
mich seither –
und das heißt beinah mein
ganzes Erwachsenenleben lang – und haben
dabei nichts
an Faszination verloren. Ob ich sie
je verstanden habe?
Ich weiß es nicht. Aber macht nicht
genau das
einen Teil der Faszination aus?
Unter allen kleinen Texten ist es vor
allem einer,
den ich ganz besonders liebe und deshalb
auswendig kann.
Die Kleine
Fabel.
Verstanden hab ich ihn erst heute.
Dass ich dabei seit langer Zeit
wieder an Jannis
denke, mag Zufall sein.
/c/ monika kafka, 05/13