schluesselworte
Dienstag, 9. Juli 2013
"Nur fliegend fängt man Worte ein"
Mit diesem Band erscheint die erste umfassende und kritische Auseinandersetzung mit dem veröffentlichten Werk von Eva Strittmatter (1930-2011), populäre Dichterin und Briefautorin in der ehemaligen DDR. Er zeigt auf, wie wichtig die Position Strittmatters als Lyrikerin zu nehmen ist, insbesondere da ihr Werk von einer umfassenden theoretischen Struktur untermauert ist. Ihre Gedichte zeichnen sich aus durch eine durchdachte Prosodie und einen vielschichtigen Aufbau; das öffnet ihnen den Zugang zu einer Vielfalt von Lesern.
Beginnend mit einer Betrachtung von Strittmatters Prosaschriften, zeigt die Studie die Entwicklung Eva Strittmatters als Dichterin und die zunehmend theoretische Fundierung ihrer Texte auf. Hauptpunkte, die in diesem Band angesprochen werden, sind die Metapoetik und linguistische Aspekte, die Emanzipation durch Sprache – von der Sklavensprache zur Sprachfähigkeit –, Naturlyrik und Intertextualität. Diese Studie stellt die bisherige Annahme, dass es sich bei Eva Strittmatter um eine ostdeutsche Dichterin von minderer Signifikanz handelt, in Frage und demonstriert, dass ihr ein Platz in der ersten Reihe der großen deutschen Dichterinnen gebührt.
Beatrix M. Brockman arbeitet als Assistant Professor für Deutsch und Englisch an der Austin Peay State University. Sie erhielt 2012 den «Doctor of Philosophy» in Germanistik an der Vanderbilt University. Als Lyrikerin hat sie mehrere Gedichtbände veröffentlicht.
Soweit die Vorankündigung des Verlags.
Ich hatte die Gelegenheit und das besondere Vergnügen, diese Arbeit bereits vorab zu lesen.
Allen, die an der großen Lyrikerin Eva Strittmatter interessiert sind, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
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Ankündigungen
Samstag, 29. Juni 2013
am abend eines langen tages leg ich mich bei dir ab.
du wirst zusammenfügen, was das laute zertrennt, das leise
du wirst zusammenfügen, was das laute zertrennt, das leise
gänzlich verstummen
ließ, du wirst glätten und halten.
mein kopf ist leer, durch die herzkammern zieht ein einsamer wind.
das fühlen fällt schwer, das auge schmerzt und draußen
das fühlen fällt schwer, das auge schmerzt und draußen
prasselt schon wieder
der regen.
im lockigen atem dreht sich ein gedicht, es verspricht mehr
im lockigen atem dreht sich ein gedicht, es verspricht mehr
als es spricht.
die geduld ist dünn geworden.
so wie der abend, den ich dir zu füßen lege und damit endlos
so wie der abend, den ich dir zu füßen lege und damit endlos
müde - mich.
lies mir die nachtblumen eines nahenden morgen.
lies mir die nachtblumen eines nahenden morgen.
leg mich zu den rosen.
/c/ bild und text: monika kafka, 06/13
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Tagebuchtage
Montag, 24. Juni 2013
Über die Wiesen zieht
der Wind, rotgefächert
spurt Erinnerung
/c/ bild und text: monika kafka, 06/13
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Kurzlyrik
Samstag, 15. Juni 2013
/heute aber lass mich nicht ohne dich/*
du musst zum holunder gehen
am ende des gartens
wenn in aller frühe
das traumschattige tor
noch durchlässig ist
nachtentrindet
sollst du empfangen
den groß angelegten tag
im doldenlicht
und denk dir
wo holzspäne waren
die taschen voll gold
* ilana shmueli an paul celan
/c/ bild und text: monika kafka, 06/13
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Liebeslyrik,
Naturlyrik
Mittwoch, 12. Juni 2013
Immer noch
Immer noch
zwischen den Sprachen
zwischen den Worten
noch immer
im Niemandsland
kreist der Seelenvogel
über steinernen Gräbern, weiß
das Gras unter den Akazien
dort
wo es schon Sommer singt
von den leuchtenden Bergen und
sich die Wasser stürzen
werden die Herbstfeuer noch
nach Äpfeln schmecken wenn
du dragoste
sagst?
/c/ bild und text: monika kafka, 2013
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Gedankenlyrik,
Landschaftsdichtung,
Liebeslyrik
Freitag, 7. Juni 2013
in
den büchern meiner kindheit
sprechen die wälder
fremde sprachen auf dem
rücken
aufmüpfiger wiesen wacht
das gemeine habichtskraut
die seiten sind geprägt
von anemonenlicht und
märchen
nisten im unterholz wie
un-
berechenbare winde und
auch grenzen-
loses weltvertrauen
in den büchern meiner
kindheit
tragen frauen hoffnung
in leeren eimern
zu verschwiegnen
brunnen
und weißgestärkte
männer ziehn
mit den störchen in den
süden
und efeumauern bergen
lieder
die beim betrachten
wieder klingen so wie früher
mutters stimme
die mich zur nacht
nach hause rief
/c/ monika kafka, 2013
veröffentlicht in der aktuellen online-ausgabe der literaturzeitschrift "kaskaden". ich freu mich!
http://lyriko.vs120130.hl-users.com/Kaskaden/zeitschrift.htm
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Veröffentlichungen
Mittwoch, 5. Juni 2013
du hast dich nicht mal umgedreht
an den rändern der stadt
uferten die sommer aus
blühten und verblühten
im gemäßigten tempo
fuhr hier mein zug vorbei
zuweilen weißte nebel
die sicht auf hinterhöfe
in klirrender verlassenheit
heulte dann der hund
an seiner kalten kette
der wald war lang
noch nicht durchschneist
lief schon dein auge über
zu tagesthemen, ferngeflimmt-
börsencrash und dauerregen
waren dir ablenkung genug
/c/: monika kafka, 06/13
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Liebeslyrik,
Trauer
Samstag, 1. Juni 2013
durchbrochen, rosenbunt
Zwischen den Zeiten
rankt sich noch immer dieser Duft
aus nimmermüden Sommern
an träger Mittagsfassade
webte die Sonne ihr Kleid
durchbrochen, rosenbunt
Unter der Zunge lag
das Geheimnis der Beeren schon
kernig, dunkelumhüllt ein Ruf
des zweifelhaften Kuckucks fiel
in der Ferne der Tag
kernig, dunkelumhüllt ein Ruf
des zweifelhaften Kuckucks fiel
in der Ferne der Tag
durch taube Brunnenschächte
Standhaft
blieb nur mein Maulbeerbaum
und sein verlässlicher Schatten
die Träume
in Wanderschuhe verschnürt
verblassten
wie die Nachtkerzen
im morgenlichten Garten
/c/ bild und text: monika kafka, im grüngefädelten licht, 2009
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Gedankenlyrik,
Naturlyrik
Montag, 27. Mai 2013
Sonntag, 26. Mai 2013
Muse
/c/ dieter vandory, einblicke, 2013
Ich hab ein Reh und keinen Garten
es gesichert zu empfangen
zwischen Hochhausschluchten
im anlauernden Licht
aufgeraute Träume
glättet seine Zunge, zärtlich
scheut herauf der Tag
im Glanz der wachsamen Pupille
und dieses Zittern seiner Glieder
jenseits von Nacht und Wald –
/c/ monika kafka, 26/05/13
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Liebeslyrik
Montag, 20. Mai 2013
Kafka
An ihm kommt wohl keiner vorbei,
der sich
ernsthaft mit Literatur und Schreiben
beschäftigt.
ernsthaft mit Literatur und Schreiben
beschäftigt.
Doch obwohl ich viele seiner Werke
kannte,
bevor ernsthafte Professoren an diversen
Universitäten sie mir ernsthaft zu erklären
versuchten, gehörte er nie zu meinen
Lieblingsautoren.
Dass ich seit über zwanzig Jahren seinen Namen
trage, was kein leichtes Erbe ist, hat daran nichts geändert.
bevor ernsthafte Professoren an diversen
Universitäten sie mir ernsthaft zu erklären
versuchten, gehörte er nie zu meinen
Lieblingsautoren.
Dass ich seit über zwanzig Jahren seinen Namen
trage, was kein leichtes Erbe ist, hat daran nichts geändert.
Ich erinnere mich noch lebhaft an
die Beamtin
und ihr stolzes Lächeln, als sie meinen Namen
aufschreiben sollte. „Wie der Schriftsteller?“,
fragte sie und schrieb ihn dann prompt
mit zwei f.
und ihr stolzes Lächeln, als sie meinen Namen
aufschreiben sollte. „Wie der Schriftsteller?“,
fragte sie und schrieb ihn dann prompt
mit zwei f.
Oder an den frühreifen Schüler
einer achten
Klasse, der sich die Frage an die angehende
Lehrerin nicht verkneifen konnte, ob sie denn
auch in einem Schloss wohnen würde oder ob
ihr schon jemals der Prozess gemacht worden
sei.
Klasse, der sich die Frage an die angehende
Lehrerin nicht verkneifen konnte, ob sie denn
auch in einem Schloss wohnen würde oder ob
ihr schon jemals der Prozess gemacht worden
sei.
Mit meiner plötzlichen Verwandlung zur
Respektsperson hatte er nicht gerechnet.
Respektsperson hatte er nicht gerechnet.
Dennoch hatte bereits meine
allererste
Seminararbeit mit ihm, dem Großen, zu tun.
Vielmehr mit seinen Kurzprosatexten. Die
Fabeln, Parabeln und Gleichnisse begleiten
mich seither – und das heißt beinah mein
ganzes Erwachsenenleben lang – und haben
dabei nichts an Faszination verloren. Ob ich sie
je verstanden habe?
Seminararbeit mit ihm, dem Großen, zu tun.
Vielmehr mit seinen Kurzprosatexten. Die
Fabeln, Parabeln und Gleichnisse begleiten
mich seither – und das heißt beinah mein
ganzes Erwachsenenleben lang – und haben
dabei nichts an Faszination verloren. Ob ich sie
je verstanden habe?
Ich weiß es nicht. Aber macht nicht
genau das
einen Teil der Faszination aus?
einen Teil der Faszination aus?
Unter allen kleinen Texten ist es vor
allem einer,
den ich ganz besonders liebe und deshalb
auswendig kann.
den ich ganz besonders liebe und deshalb
auswendig kann.
Die Kleine
Fabel.
Verstanden hab ich ihn erst heute.
Verstanden hab ich ihn erst heute.
Dass ich dabei seit langer Zeit
wieder an Jannis
denke, mag Zufall sein.
denke, mag Zufall sein.
/c/ monika kafka, 05/13
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Prosa,
Tagebuchtage
Freitag, 17. Mai 2013
Hermannstädter Notizen
Die Elektrische fuhr damals die Heltauer Gasse entlang. Das heißt vom Friedhof hin zum Bahnhof ging es mitten durch das Herz der Stadt. Vorbei am Floasch mit seinem Sodawasser, vorbei am Haus von Iduka, wo selbst das unmöglichste Kleid über Nacht verzaubert ward und dann wie angegossen passte, vorbei an Juwelier und Galerie, Konditorei und Kloster, in dem die Großmutter einst Schulkind war.
Seltsam verknüpft war so die Abfahrt mit der Ankunft, verbunden miteinander Ewigkeit und Augenblick und keiner wird wohl je darüber nachgesonnen haben. Am allerwenigsten das Kind, das noch den linksseitigen Schmerz nicht kennt und glaubt, dass Tod nichts anderes ist als nur ein langer Schlaf.
Es ist wieder Sommer. Einer, wie es ihn nie mehr geben wird. Die Luft vibriert zwischen den Drähten. Durchsetzt von Tubenrosenduft und Linden gleißt das Licht die Augen wund. Und aus marodem Asphalt atmen die Jahrhunderte, tief und schwer, wie die Schürzen alter Frauen am Kleinen Markt, die hier den Sommer ihrer Gärten für wenig Geld verkaufen.
Mit einem Sträußchen Löwenmaul, Vergissmeinnicht und Phlox und dem gefüllten Korb von Tante Erna geht es auf die Promenade, wo das Kind noch schaukeln darf. Himmel und Erde nur einen Schwung entfernt und manchmal kaum zu trennen. Und hängen bleibt ein Lachen, so hell wie die erwachten Blätter der schwarzknorrigen Bäume.
Doch niemals war die Freude heller als im Gebimmel der Elektrischen, das rot durch diese Gasse flog. Wenn dieser kleine Schritt die Treppen hoch ein Innen offenbarte, das scheinbar unbeteiligt am Äußeren vorüber zog. Und war doch keine Welt für sich. Aus Duft und Farbe und aus Ton, aus Sprache unverletzt und echt, wie es sie später nicht mehr gab, war da ein Schwingen in der Luft, in dem Vergangenes dem Jetzt unweigerlich verbunden war.
Die Straßenbahn fährt heut nicht mehr. Das Herz der Stadt ist renoviert und schlägt im gleichen langweiligen Takt wie überall auf dieser Welt. Fußgängerzone im Einheitsschnitt.
Und was das Kind betrifft mit seinem Glauben, das gibt es auch schon lang nicht mehr.
/c/ monika kafka, 05/13
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