Viel Zeit blieb ihr nicht, bis Fiona erwachen würde.
Sie ging in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein.
Während der Duft frisch gemahlener Bohnen den Raum durchzog, trat sie ans Fenster.
Aus dem Räderwerk des angebrochenen Tages fiel ihr bereits Lärm entgegen. Eine magere Sonne mühte sich, den milchigen Himmel zu durchschneiden. Die Luft schmeckte nach Schnee.
Sie schloss das Fenster wieder, holte sich eine randvolle Tasse Kaffee und setzte sich an den Tisch. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Was also sollte sie tun?
Sie glättete das Tischtuch, als kämmte sie ihre Gedanken. Entfernte hier einen Krümel, wischte dort einen Rest Zigarettenasche weg. Er verschmierte. Rührte hin und wieder das Dunkle in ihrer Tasse um. Trank.
Schließlich öffnete sie das Kästchen und entnahm ihm alle Wörter, die sie über die Jahre hinweg gesammelt und nie ausgesprochen hatte. Sah jedes an und verteilte sie anschließend alle auf dem Tisch. Schob sie mal hierhin, mal dorthin, so lang, bis jedes einzelne den ihrer Meinung nach richtigen Platz gefunden hatte.
Ja, so würde sie es jetzt lassen, dachte sie.
Stand auf, räumte die Tasse in die Spülmaschine und knipste das Licht aus.
Das letzte Wort aber hinterließ sie Fiona am Schlüsselbrett.
/c/ monika kafka, 2013
Ging sie mit, oder ohne Schlüssel?
AntwortenLöschenTrägt Philomena als Patronin der Kinder den Schlüssel in sich selbst?
Oder als "Freundin" des "Mutes"?
Sollte sie das letzte "Puzzleteil" selbst haben?
Wer ist die Hauptperson - sie oder Fiona?
Eine faszinierende Geschichte, liebe Monika. Gedanken zum Jahresende einmal anders.
Herzliche Grüße,
Michael
ein abschied, der es in sich hat. toll geschrieben, meine liebe!
AntwortenLöscheneiniges bleibt hier offen, und doch ist alles gesagt, was der leser wissen muss.
(… und immer noch sehe ich herta müller vor mir, wie sie am tisch sitzt und eine ihrer gedicht-collagen aus wortschnipseln erstellt :))
chapeau für diesen text!
deine di
ein rundum gelungener text, der mich begeistert eintauchen lässt!!
AntwortenLöschender offene schluss lässt mich noch lange bei deinem text verweilen!
liebe grüße
deine gabriele
... witzig, liebe gabriele, für mich bleibt zwar vorher einiges offen, doch gerade der schluss ist für mich sehr "abgeschlossen" ;)
Löscheneinen lieben gruß dir.
Du hast Recht, liebe Diana. Denn "was der leser wissen muss", kann er sich ja selber fragen.
AntwortenLöschenLG,
Michael
ihr lieben, dass euch dieser text grübeln lässt ... wie schön, genau so sollte es sein ...
AntwortenLöschenwas freuen mich doch eure antworten!
ich danke euch sehr!
eure mo/nika