Kein Räderwerk.
Keine Ziffern. Und nur ein einziger Zeiger.
Wenn Mutter die
bemalte und lackierte, quadratische Holzplatte aus dem Keller holte und an der
Wand über meinem Bett befestigte, tickte sie mir dennoch die Zeit.
Dann konnte ich
täglich sehen, wie weit Weihnachten noch entfernt war.
Es gab keine
Schokolade, die ich jeden Morgen aus kleinen Vertiefungen hätte holen können
und keine kleinen Spielsachen, die sich in kunstvoll bestickten Säckchen oder verzierten
Holzdöschen versteckten und darauf warteten, entdeckt zu werden. Es gab nur
kleine Abbildungen von Spielsachen,
hin und wieder auch von Tieren in einem Winterwald, zum Nikolaustag natürlich
einen Nikolaus und ein paar versprengte Engel. An den vier Ecken der Adventsuhr
leuchteten Kerzen im Tannengrün – erst eine, dann zwei, dann drei. Und wenn der
Zeiger ganz oben, bei den vieren angekommen war, wusste ich, dass das Warten
ein Ende hatte.
Bis dahin jedoch
galt es, den Zeiger jeden Tag einen Strich weiter zum nächsten Bild zu schieben
und sich dieses auch zu merken, weil es zuweilen geschah, dass er, aus für mich
damals unerklärlichen Gründen, verrutschte. In Wahrheit lockerte sich entweder
seine Befestigung an der Rückseite der Holzplatte oder mein vier Jahre jüngerer
Bruder hatte die Finger im Spiel. So kam es, dass ich sogar mehrmals täglich
nachschaute, ob sich auch nichts verändert hatte. Insgeheim jedoch hoffte ich,
dass vielleicht doch einmal ein Wunder geschehen könnte und das hieß für mich
ganz konkret, dass der Zeiger plötzlich bei den vier Kerzen stehen und Mutter
sagen würde, heute Abend kommt das Christkind.
So sehr ich mir
das damals auch gewünscht haben mag, es ist natürlich nie eingetreten.
Das mit
den Wundern war halt schon immer so eine ganz besondere Sache.
Was aus dieser
Adventsuhr geworden ist, weiß ich nicht. Sie war eines Tages zusammen mit dem
Kind verschwunden. Doch auch heute noch halte ich auf jedem Weihnachtsmarkt
Ausschau nach ihr, aber selbst etwas Ähnliches hab ich bisher nicht wieder gefunden.
/c/ monika kafka, 12/13
das ist so schön liebe Mo!
AntwortenLöschenwie schön, dass es dir gefällt, liebe bea.
Löschendanke!
mo
... was für eine schöne idee, so eine adventsuhr ...
AntwortenLöschenein wunderschöner text zur adventszeit, liebe mo, danke!
einen lieben nikolausgruß zu dir,
deine di
die idee, diesen kleinen text zu schreiben, trieb mich schon lange um und um- ... genauer gesagt, jedes jahr - da ich im advent immer an diese uhr denken muss.
Löschendanke und alles liebe dir an einem tag, der eher grau ist, wenn man in die nachrichten schaut ...
deine mo
"... tag, der eher grau ist, wenn man in die nachrichten schaut ..."
Löschenmandela? oh ja.
um so wichtiger, etwas daraus zu ziehen, nie zu vergessen und etwas weiter zu tragen. damit die tage heller werden ... und jede kleine geste trägt dazu bei.
(auf gewisse weise eben auch dieser text.)
deine di
mandela und "xaver" und der wintereinbruch, der für nicht wenige menschen leid bringt, die ihr leben nicht in einer geheizten stube verbringen können, und und und ...
AntwortenLöschenja, jede noch so kleine geste zählt.
deine mo
ja. und gegen die naturgewalt können wir nicht viel tun, anderes aber schon ... zumindest offenen auges und herzens durch die welt gehen, unseren mitmenschen begegnen.
Löschenmit sehr lieben und nachdenklichen grüßen
deine di
das, liebe di, begreife ich unter anderem auch als sinn von advent und weihnachten, offenen auges und herzens zu sein.
AntwortenLöschennur gutes für dich,
deine mo
oh ja, ich auch.
Löschenalles liebe für dich,
deine di
Liebe Monika,
AntwortenLöschendeine kleine Geschichte vom Warten auf ein Wunder hat mich in die richtige Stimmung für diese Jahreszeit versetzt. Es ist doch eben dieses Warten und Hoffen, das unseren Alltag füllt und erfüllt - auch wenn es "nur" ein kleines Bildchen in der Adventsuhr ist...
Ich grüße und umarme Dich,
Maya
es ist die macht der kleinen dinge, die unseren weg bestimmt ...
AntwortenLöschenwas für ein herzwarmer kommentar, liebe maya, ich danke dir sehr dafür.
herzlich,
deine monika