schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Samstag, 2. November 2013

Die Angst des Textes



Du bist dir also ganz sicher, ja? Hast jeden Punkt, jedes Komma überprüft? Hast alles Kitschverdächtige eliminiert? Ehrlich?

Wie? Überarbeitet? Was??? Die Rosen und das Herz hast du einfach drin gelassen? Nee, nee ... mein Lieber, e-l-i-m-i-n-i-e-r-e-n, verstehst du. 
Wie soll ich das denn verteidigen, wenn man über mich herfallen wird? Mich auseinandernimmt, zerrupft wie ein Hühnchen?

Jede einzelne Silbe werden mir die Verreißer, die Klartextredner, umdrehen, wieder und wieder, nur um alle denkbaren Lesarten aufzuspüren und du bürdest mir allen Ernstes diese hoch gefährlichen, zum Mord geradezu einladenden Worte auf? Ich darf das dann wieder ausbaden, ja? Du bist so ein Sturschädel!

Ach? Das fiele dann auf dich zurück, meinst du? Auf deine mittelmäßige Begabung? Ich glaub, ich hör nicht recht. Hast du schon vergessen, dass ich dir nicht mehr gehöre, wenn der letzte Punkt gesetzt ist? Bist mich los. Und aus dem Schneider.
Dann muss ich selbst_ständig sein. Mich demütigen lassen, nur weil du für Rosen und Herzen schwärmst! Die Messer sind gewetzt, das wird ein richtiges Festmahl.

Du wirst mit_leiden? Verzweifeln?
Mag ja sein, aber gefressen werde nur ich, merk dir das.

Eine klitzekleine Überlebenschance gibt es allerdings schon, wenn ich mir das so recht überlege: so romantisch verklärt und manchmal kryptisch, wie du schreibst, wird es vielleicht eh keinen interessieren und jene, die sich dennoch heranwagen, nur um zu verreißen, denen bleibt hoffentlich jeder einzelne Buchstabe im Halse stecken ...



/c/ monika kafka, 2013

6 Kommentare:

  1. nach wie vor ein herrlicher text, meine liebe!

    … und so wahr.

    überlassen wir einen text, den wir geschrieben haben, dem leser, dann gehört er nicht mehr uns, dann muss er für sich selbst sprechen. (denn es ist nicht wichtig, was der autor „gemeint“ hat, sondern was der text hergibt.)

    ein bisschen ist es, wie (s)ein kind, wenn es „reif“, erwachsen wird, loszulassen, der welt zu überlassen. es muss dann auch für sich selbst sprechen, stehen …

    chapeau für diesen text, madame!

    mit sehr lieben grüßen
    deine di

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. jepp, so sehe ich das auch, liebe di.

      hab dank für deinen trefflichen kommentar.

      deine mo

      Löschen
  2. *lächel*

    Möge es kaum Leser geben, denen deine Buchstaben, liebe Mo, im Halse stecken bleiben. Ich weiß um deinen Anspruch an selbst verfasste Lyrik/Prosa. Doch du darfst ganz ruhig sein, nichts mit "mittelmäßig!".

    Mir gefällt dieser Text, der aus seiner Sicht geschrieben wurde. :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ganz sicher bin ich mir nicht, liebe elke, aber das ist auch gut so.
      sicherheit bedeutet stillstand, zweifel bringen weiter ...

      zwinkernde grüße, dank und alles liebe zu dir hin,
      monika

      Löschen
  3. Was immer du schreibst:
    Schreibe kurz,
    und sie werden es lesen.
    Schreibe klar,
    und sie werden es verstehen.
    Schreibe bildhaft,
    und sie werden es
    im Gedächtnis behalten. (Joseph Pulitzer)
    ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
    Sei es im Lauten, oder auch im Stillen:
    Wir schreiben um des Schreibens willen.
    Ob uns die Leser lieben oder hassen:
    Aus uns frei tun wir Gedanken lassen.
    Wir brauchen um keine Erlaubnis ringen,
    tun im Net posten oder zu Papier bringen
    was uns bewegt und was für uns wichtig;
    und was andere erregt - ist für uns nichtig. (A.K.)

    AntwortenLöschen
  4. trefflich, lieber alfi.

    hab dank!

    lg
    monika

    AntwortenLöschen