schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Montag, 16. April 2012

ein bild - drei texte

 
René Magritte, Die Liebenden, 1928



 http://www.albertina-artivity.at/werke-detail/items/magritte-die-liebenden.html

 
 

verschleiert durchs leben

enthüllungstanz

im kern

der nackte wahnsinn


diana jahr, 2012 



Als ich sehend war, nahm ich das Braun deiner Augen wahr, das wie Spätsommertage zu schimmern vermochte. Ein reifer Tag, der sich gegen den Abend neigte. Die sanfte Wölbung deiner Lippen glich einer aufgeworfenen Ackerscholle. Abgeerntet, die ihr Innerstes nach außen kehrt.
Wie war dein Haar seidig und fein. Meine Finger verfingen sich in ihren Wellen. Wirbelnd ohne Ende tanztest du vor meinen Füßen, mit einem Lächeln, das mich trug. Über die Unwirtlichkeiten des Tages baute es eine Brücke, die ich klopfenden Herzens beschritt.
Vom Blau beschirmt, umzäunt vom Grün, so lebten wir. In den Nächten, wenn die Mondlampe erlosch, tröstete mich deine Haut.
Erdig atmeten die Nachmittage. An Feuerstellen brieten wir unsere späte Ernte.
Mit der Erinnerung an den Geruch werde ich sterben. Wie ein dunkles Wort wird sie sich zum Schluss auftun.
Meine beginnende Unruhe nistete bereits unter unserem Dach. Immer öfter gerieten die Tage mit dir ins Fadenkreuz der Leere. Keine Farbe konnte sie erhellen. Nur der Schlaf half für kurz.

Jetzt, da der Nebel hüllt, weiß ich um das Leben und seine Lüge von Erlösung.
An meinen Ohren singt Wind. Der ewig jung Bleibende. Bis zum letzten Atemzug wird er mich mit aschefarbigem Flor umfächeln.
Manchmal liegt ein Zittern in der Luft. Das erinnert mich an die voranstürmende Zeit.

An einem ganz bestimmten Tag wird das Gelebte in sich zusammen fallen und bleiben. Geborgen sein im Abschied. Mein einziger Trost.
Nun, da ich erblinde, höre ich dein Herz schlagen. Gleichmäßig und stark. 


Gabriele Pflug, 2012 



 
Vielleicht
 wäre dies die Chance gewesen:

blind zu vertrauen
selbst jenseits des Flusses

dass die Kopfweiden
ausgerottet werden

/diese Hexenbäume
im pfeifenden Wind/

Vielleicht aber
hat es sie auch nie gegeben

und hinter der Hülle
kein Gesicht



 Monika Kafka, 2012



Freitag, 13. April 2012

als wäre ich siech ... eva strittmatter


/c/ dieter vandory, 2011



als wäre ich siech und sonstwo gewesen
so flog dieser frühling an mir vorbei
ich lag gekrümmt in einem schatten
aus bildern und worten vergangener zeit

des nachts holt ich dämonen hinzu
die mich damit umtanzten, gierig
traf flammengelächter fratzenhaft
mein zerschlissenes gesicht

sie labten sich an meiner qual
und zischten lüstern was von liebe
und lippen, rot gibts überall, verkommen
im schmerz, das wirst nur du

sie trieben es bunt auf meiner pein
verhöhnten gefühl und verstand
ich hab mich gewunden und habe geweint
gehasst und verflucht mein sein

als wäre ich siech und sonstwo gewesen
so lahmt noch mein schritt im neuen licht
wenn auch der frühling flog vorbei
aus erdigem dunkel steigt purpurn der mohn




/c/ monika kafka, 04/12

Mittwoch, 11. April 2012

berge über berge

/c/ dieter vandory, berge, 2012








schon schiebt die zeit
faltige fragen
zu bergen zusammen
unüberwindbar
zwischen dir und mir

lahmten bereits
die einfachen worte
und krochen nicht mal
über papier

gegangen
ist nur die liebe, entnebelt
über endliche felder

es gibt keine antwort
es gibt nur fragen

sie gipfeln sich einsam
im eiswind der nacht



/c/ monika kafka, 04/12

Montag, 9. April 2012

einladung

/c/ dieter vandory, die einladung, 2012







/an eine von modiglianis frauen/


leg mir die nacht aus
mit einfachen worten

lass weg die metaphern
und komplizierten vergleiche

sag liebe und lust
und wonnige morgen

leg mir die nacht aus
mit sprechenden küssen

einmal nichts müssen
als einfach: sein



/c/ monika kafka, 04/12


kommentargedicht von diana jahr: 

 
ich tauch durch metaphern
scheu keinen vergleich
und träume schillernde worte


leg dir die nacht aus
mit leuchtender stille
und flüster liebe dir ein

Donnerstag, 5. April 2012

Ostern


hans dieter vandory, kirchenburg frauendorf




Über die Dächer geht
ein Ton im Festtagskleid
tanzen Osterglocken



/c/ monika kafka, 04/12




Allen meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich
Frohe Ostern!


Montag, 2. April 2012

banal

/c/ dieter vandory, 2012



ferner

/so wie du schließlich
geworden warst/
sagtest du etwas einfaches

das wie roter regen klang
als die laute über deine lippen liefen
fragte ich mich warum

der angebrochenen wolke
keine wortflut folgt
und ein abschied immer

banal bleibt angesichts
des textreichen beginns



/c/ monika kafka, 04/12

Freitag, 30. März 2012

steine

/c/ dieter vandory, 2012




gemauertes schweigen

darunter wortbausteine, lose
durchtrommelt, handgeschmeichelt

/je nach bedarf/ zusammen
gesetzt zum bedeutungsleeren

text:

„mit dir kann ich sein,
ohne sie schlucken zu müssen“

erstickt daran
bin nur ich


/c/ monika kafka, 03/12


Donnerstag, 29. März 2012

Und einmal ...





Und einmal war Frühling
am Donaukanal
fliederte schwer die Luft

das Glück lag vertaut
im dreckigen Wasser
die Blicke geheftet am Bug

Und einmal presste sich
Sehnsucht daran wie
Mücken ans Neonlicht

und Maiglöckchen gabs
am Schwedenplatz
für wenige Euro das Bund

Das Licht schien verkuppelt
von Dach zu Dach
netzten Worte sich fort

bei Spar um die Ecke
machten sie Halt
und waren doch nie verstummt

Und einmal gabs Liebe
auf marodem Asphalt
blüht nichts als Pferdemist

und einmal war Frühling
in dieser Stadt und jetzt
bin ich nur noch Tourist


/c/ monika kafka, 03/12



Mittwoch, 28. März 2012

Gewiss, Liebe

Du trägst an einem Schmerz
der nicht der deine ist
flechtest hinein durchsonntes Lachen


und in deine Locken
läutet es Sturm wenn
meines sich wieder verschattet


Du legst die Nacht mir aus
mit Silben
baust Wortbrücken durchs Dunkel


erspürst die Not und
sprichst mich hell
durchlächelst meine Tränen


die ich um eine andre wein
von der ich schamlos ward
gebrochen


wohl weiß ich um dein Leid
und trag es mit, gemeinsam


legen wir es ab
in einen nahen Blütenmai
im ungeteilten Licht




/c/ monika kafka, 03/12


/c/ dieter vandory, 2011




ich trage mit
an deinem schmerz



lass uns durch die salzzeit
schwimmen wort in wort
ans andere ufer, wo das licht
/nicht nur im mai/ uns hand in hand
auf seine schwingen fädelt


/c/dj, 03/12


danke, diana!

Samstag, 24. März 2012

dich schlafen sehn



/c/ dieter vandory, 2012



dich schlafen sehn, mon ange
eingeflügelt im vertrauen
dass die nacht dir keine wunden schlägt


dein lächeln geht spazieren
am kraterrand zur dunkelheit

wach ich mit auflodernden sonnen
selbst wenn dein mund mir fremdes spricht
und zartumwölkt die braue zittert

ich kämme dir die träume hell
und lege mich hinein, mon ange

und lass das morgen morgen sein
dich schlafen sehn, welch glücksgewitter


/c/ monika kafka, 03/12


kommentargedichte:


vom erwachen


zu vorgerückter stunde
da ich dich in mein haar gebettet
schläfst du auf sternenlaken bloß


unter deinen lidern
wacht der traum
in den ich mich liebte


/wie sanft sich augen öffnen/


und mit dem ersten flügelschlag
streift mich dein schmetterlingsmorgen


/c/ diana jahr, 2012




wenn aus dem federkleid der liebe
mit müden augen

sich der kopf des alltags hebt



spanne ich flügel an meine worte

trage das leben in die lüfte der gefühe

in die glut der leidenschaft

bette es

auf das lager der geborgenheit


und leuchtet mir ein engel demut
durch die lider der alltäglichkeit


/c/ evelyne weissenbach, 2012


Und wieder Neubeginn.

Ein Tag, der atmet
bebend lebt
vom Flügelschlag der Sehnsucht,
vom schweren Los des Seins.

Doch schon der kleinste Hauch
rührt an der Feder Flaum.


/c/ Gabriele Pflug, 2012


herzlichen dank, liebe freundinnen!


Mittwoch, 21. März 2012

Ankündigung





Schreibwerkstatt
Lesung

Freitag, 23. März 2012

19.30 Uhr

Kulturzentrum Messestadt

Erika-Cremer-Straße 8/III

81829 München-Riem


Es lesen:
Claudia Karsunke, Hemut Hartl, Monika Kafka, Heidi Mergener, Ralf Bodemann, Eva Döring, Hans Häuser, Heidi Thiele, Irmi Thon

Eintritt frei

Donnerstag, 15. März 2012

Sonnenlicht

Gast auf meinem Blog ist im März die Autorin und Künstlerin Marlies Blauth.


Marlies Blauth, 1957 in Dortmund geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf und studierte Kunstpädagogik, Biologie und Kommunikationsdesign. Seit einigen Jahren schreibt sie vor allem Lyrik, seltener auch Kurzprosatexte; einige Texte sind in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht worden. Im Dezember 2011 stellte sie den Siegertext bei den Monatsgedichten von Unternehmen Lyrik mit ihrem Gedicht „Nachts“.


Mehr als zwanzig Jahre arbeitete sie als Lehrbeauftragte für druckgrafische Techniken und Grundlagen der Gestaltung; ihre künstlerischen Arbeiten zeigt sie in Ausstellungen an verschiedenen Orten im In- und Ausland, vorwiegend in Galerien, mitunter auch im kirchlichen Bereich.


Seit einigen Jahren lebt und arbeitet sie in Meerbusch bei Düsseldorf.

Ich freue mich sehr, sie hier begrüßen zu dürfen mit einem Bild, das den Frühling atmet und einem Text, der das Leuchten und die Wärme kommender Tage trefflich widerspiegelt.


/c/ Marlies Blauth, Sonnenlicht, Linoldruck mit Malerei




Frühes

fädelt Silberdrähte durch

den Tag


fängt Flügelhäute

im Sonnenflug


zerstäubt Perlmutterschichten

übers Blau




/c/ Marlies Blauth, 2012