schluesselworte

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abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory
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Sonntag, 22. April 2012

gelöscht





ich hab deine worte
zu grabe getragen
gestern abend
mit ein paar klicks

vielversprechende  
wie auch banale
dreiwortsätze, seitenweise
ungereimte poesie

und immer wieder
diese frage
wollen Sie wirklich … ja

vom rand der nacht
wuchs eine stille mit augen
groß und schwer



/c/ text und bild: monika kafka, 04/12

Freitag, 13. April 2012

als wäre ich siech ... eva strittmatter


/c/ dieter vandory, 2011



als wäre ich siech und sonstwo gewesen
so flog dieser frühling an mir vorbei
ich lag gekrümmt in einem schatten
aus bildern und worten vergangener zeit

des nachts holt ich dämonen hinzu
die mich damit umtanzten, gierig
traf flammengelächter fratzenhaft
mein zerschlissenes gesicht

sie labten sich an meiner qual
und zischten lüstern was von liebe
und lippen, rot gibts überall, verkommen
im schmerz, das wirst nur du

sie trieben es bunt auf meiner pein
verhöhnten gefühl und verstand
ich hab mich gewunden und habe geweint
gehasst und verflucht mein sein

als wäre ich siech und sonstwo gewesen
so lahmt noch mein schritt im neuen licht
wenn auch der frühling flog vorbei
aus erdigem dunkel steigt purpurn der mohn




/c/ monika kafka, 04/12

Mittwoch, 11. April 2012

berge über berge

/c/ dieter vandory, berge, 2012








schon schiebt die zeit
faltige fragen
zu bergen zusammen
unüberwindbar
zwischen dir und mir

lahmten bereits
die einfachen worte
und krochen nicht mal
über papier

gegangen
ist nur die liebe, entnebelt
über endliche felder

es gibt keine antwort
es gibt nur fragen

sie gipfeln sich einsam
im eiswind der nacht



/c/ monika kafka, 04/12

Montag, 2. April 2012

banal

/c/ dieter vandory, 2012



ferner

/so wie du schließlich
geworden warst/
sagtest du etwas einfaches

das wie roter regen klang
als die laute über deine lippen liefen
fragte ich mich warum

der angebrochenen wolke
keine wortflut folgt
und ein abschied immer

banal bleibt angesichts
des textreichen beginns



/c/ monika kafka, 04/12

Freitag, 30. März 2012

steine

/c/ dieter vandory, 2012




gemauertes schweigen

darunter wortbausteine, lose
durchtrommelt, handgeschmeichelt

/je nach bedarf/ zusammen
gesetzt zum bedeutungsleeren

text:

„mit dir kann ich sein,
ohne sie schlucken zu müssen“

erstickt daran
bin nur ich


/c/ monika kafka, 03/12


Donnerstag, 29. März 2012

Und einmal ...





Und einmal war Frühling
am Donaukanal
fliederte schwer die Luft

das Glück lag vertaut
im dreckigen Wasser
die Blicke geheftet am Bug

Und einmal presste sich
Sehnsucht daran wie
Mücken ans Neonlicht

und Maiglöckchen gabs
am Schwedenplatz
für wenige Euro das Bund

Das Licht schien verkuppelt
von Dach zu Dach
netzten Worte sich fort

bei Spar um die Ecke
machten sie Halt
und waren doch nie verstummt

Und einmal gabs Liebe
auf marodem Asphalt
blüht nichts als Pferdemist

und einmal war Frühling
in dieser Stadt und jetzt
bin ich nur noch Tourist


/c/ monika kafka, 03/12



Montag, 12. März 2012

vorbei

/c/ dieter vandory, auslaufmodell, 2012




vorbei
die zeit des goldfasans
insignie des glücks
geblasst

trinkt eine kaiserin
jetzt tee, blutrot gefärbt
die schale wie des vogels
einst so glanzvolles gefieder

in seiner kehle dreht
das messer 
metallisch pirouetten
zerschneidet worte, leere
brennt ein letzter ton
zersplittert

indes die kaiserin
trinkt tee
den blick versenkt
in ihre schale, erbärmlich
dieses märchenspiel
was gold schien war nur flitter



/c/ monika  kafka, 03/12

Donnerstag, 8. März 2012

matrjoschka

/c/ dieter vandory, 2012, zeitreise







aus der landschaft geschnitten

das dorf

aus dem dorf
das haus

und aus dem haus
das herz

war alles
wonach sie nicht fragten

das keiner sah

schmugglerherz
fetzenherz, du trägst

den geschmack des waldes
den schlehenduft der wiesen

die singenden laute
blaugetauchter sommer

über fremdes großstadtpflaster
und lächelst



/c/ monika kafka, 02/12


text des monats 02/12 im literaturforum blauersalon.net

Montag, 5. März 2012

was bleibt

/c/ dieter vandory, ein hauch, 2012




dieser blütenmorgen, verirrt

ein paar küsse in azur und

nachtgedanken, zerschriebene

sprachlosigkeit, hundertfach

gedichte und die rose am revers

weint



/c/ monika kafka, 03/12

Sonntag, 1. Januar 2012

verstummen

/c/ dieter vandory, und unten bleibt die stille, 2012








irgendwann wurden ihre worte immer kleiner.
und kleiner. und kleiner.


dann würgte sie silben.
schließlich erbrach sie buchstaben.


am schlimmsten aber waren die zeichen.

die widerhakenden frage ~  ritzten ihre kehle.
die ausrufe zerschnitten ihre stimme.


am ende erstickte sie beinahe.
an einem punkt.

es heißt, sie lebe heute in einem haus aus papier.
die wände seien durchsichtig.
und es fiele schnee.



/c/ monika kafka, 01/2012


Mittwoch, 21. Dezember 2011

klage

/c/ dieter vandory, verneigung vor dem licht, 2011





Mutter, es heißt
bald sei wieder weihnacht
und aufgerüstet wird zum fest


die warnungen vor terror werden
dichter_verleumdung sprießt
und unverhohlen hass


vereist sind mir die wege und bunt
nur wünsche in den bäumen
im kranz erstarrt

die eingeflochtnen worte
der engel friert auf deinem grab


ein jämmerlicher wind
geht durch die herzen löscht
eins ums andere der lichter aus


Mutter,
bald ist wieder weihnacht und ich
kann nimmermehr nach haus





/c/ monika kafka, 2011

Montag, 24. Oktober 2011

wohin soll ich mich sehnen ...

/c/ dieter vandory, 2011



hinter der tür ist kein haus mehr
die klingel – eine rostige grille
die einzig bei ostwind sirrt
falsch montiert
erlaubt der spion dem auge
jetzt jenseitig zu spähn

ausgelegt mit photos ist
die welt gepflastert dort
in blassendem schwarzweiß
und stimmen pendeln
an taumelnden fäden
echolos im weiten raum

es ist kein haus mehr hinter der tür
die grille sirrt rostig
wenn der ostwind schlägt
es duftet nach brot und
offenen händen den gestrigen
worten in meinem traum



/c/ monika kafka, 2011
veröffentlicht in entwürfe. zeitschrift für literatur, 67/2011

Samstag, 22. Oktober 2011

mutterlose landschaft

/c/ thom kafka, 2011



mutterlose landschaft
du hältst mit der wahrheit
hinter dem berg wo die flüsse
ostwärts fließen
steht eine rose

herbstgeknickt



/c/ monika kafka, 22/10/11

Montag, 26. September 2011

o.t.

/c/ dieter vandory, 2011


und wie du mein haar
berührt deine stimme
gelegt um mein verwundetes
herz /so oft/ umsponnen
mit heilenden händen
die fäden entknotet
die meinen blick verhängt

hast meine schritte
geleitet wenn kein weg mehr
in sicht
mich getragen und geboren
begraben hab ich dich

in einem sonnigen oktober
im vogelbeerenrot und rost-
rissig wachsen die schatten
mutter
an keinem tag so sehr wie heut



/c/ monika kafka, 26/09/11

Freitag, 23. September 2011

vorbei

/c/ dieter vandory



du gehst wie du gekommen:


mit tastendem blick
und leichtem wortgepäck
unsicheren schrittes
durch die hintertür

letzte silben rollen
von kammer
zu kammer
zerfällt
das sagbare
buchstäblich
vor unseren augen

dreht sich
der herzschlüssel
ins schloss



/c/ monika kafka, 2011

Donnerstag, 15. September 2011

Clouds ...

/c/ foto: monika kafka, 09/11


R. I. P.
dear Kenny!

Montag, 12. September 2011

in memoriam 07.09.11

günther moro, laxenburg, april, 2011

R.I.P.


erwacht im genadelten schatten der pinien.
darüber gestaut, ein milchiger himmel – bühne frei für ihren auftritt: brennend schon am morgen, keinen zweifel darüber aufkommen lassend, wem der tag gehören wird und doch:
um ihren glühenden kranz lag ein dunkler reif, der sie am ungehemmten strahlen hinderte.

das meer – flüssiges glas in jade.
endlich besänftigt nach tagen voller schäumender wut.

eine kleine kapelle unter freiem himmel.
auf irgendeinem campingplatz im veneto.
vormittag, 10 uhr.

zwitschernde vögel, flirrendes licht, flüsternde luft.
ansonsten stille.

zwei menschen auf einer bank.
fünf teelichter auf dem altar.
plastikblumen und eine ausgebleichte mutter gottes im hintergrund.

gefaltete hände.
gefaltete erinnerungen.
gefaltete worte.

damit sie nicht verdunsten.
unter der verschleierten sonne.
an einem kleinen ort im veneto.

es gibt keine fotos.
es gibt nur diese zwei menschen.
und fünf teelichter.




/c/ monika kafka, september, 2011


Sonntag, 24. Juli 2011

Großväter

/c/ foto: dieter vandory


Der eine trug sein Kreuz
rot aufgemalt /man sagte mir/
nicht nur bis Stalingrad

Fern war dort Hippokrates
und längst gebrochen
der Stab des Äskulap

das Heil versickerte im Schnee
/wie klang danach
sein Lautenspiel?/

Der andere entkam
zunächst

zwischen Reißbrett
und Maschinenträume schob
ein Fließband Bombenflieger

nicht nur in Tusche –

Ein vollbesetzter Irrtum
/der Geschichte, wie man spät erfuhr/
trug ihn schließlich doch noch fort

für immer

hinter ausgediente Fronten
ins neue Bruderland
voll von schwarzem Schnee

Väter
waren sie beide doch groß
bleibt nur die Frage

was hätten sie mir wohl erzählt?



/c/ monika kafka, aus: 10 x 10 = 100, ein lyrikprojekt, editon thaleia, 2009

Montag, 4. Juli 2011

was in den augen brennt

/c/ foto: dieter vandory



das bildgewordene

wort eines jahres zwei-
farbige schwingen

dazwischen

vernetzte sprachlosigkeit
kahlgeschorene hoffnung und
dein name



/c/ monika kafka, 2011

Donnerstag, 2. Juni 2011

Jahrestag




es blüht um dich herum
auch ich
hab rosen mitgebracht

die sonne lacht
ein vogel singt

vor deinem blauen blick
würd heut der himmel selbst
erblassen

nach bestem wissen habe ich
gelebt dies jahr
mein vater

es war mal gut
dann wieder schlecht
man lernt sich zu begraden

es ist nur etwas kälter jetzt
in meiner welt
trotz vielfach sonne

es fehlt
dein gutdrehendes wort
dein lachen deine wärme

ich werd mich weiterhin
bemühn gewissenhaft zu leben
du hast dich selten nur geirrt

und ich will glauben
einmal mehr
dass sich der schmerz wird legen



/c/ text und bild: monika kafka, 06/11