schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory
Posts mit dem Label Gedankenlyrik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Gedankenlyrik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 24. Oktober 2011

wohin soll ich mich sehnen ...

/c/ dieter vandory, 2011



hinter der tür ist kein haus mehr
die klingel – eine rostige grille
die einzig bei ostwind sirrt
falsch montiert
erlaubt der spion dem auge
jetzt jenseitig zu spähn

ausgelegt mit photos ist
die welt gepflastert dort
in blassendem schwarzweiß
und stimmen pendeln
an taumelnden fäden
echolos im weiten raum

es ist kein haus mehr hinter der tür
die grille sirrt rostig
wenn der ostwind schlägt
es duftet nach brot und
offenen händen den gestrigen
worten in meinem traum



/c/ monika kafka, 2011
veröffentlicht in entwürfe. zeitschrift für literatur, 67/2011

Sonntag, 9. Oktober 2011

Im Gegenlicht


Im Gegenlicht
steht jetzt der Sommer
kämmt letztes Leuchten
aus dünnem Haar
fallen noch ab
für uns ein paar Träume
gespiegelt im Weiß
einer streunenden Wolke

Sein schiefes Lächeln
zieht seltsame Kreise
über dem See
entlaubt sich langsam der Blick-
wir schälen die Zeit
zwischen unseren Händen
bleibt noch ein Rest
von schütterem Glück


/c/ bild und text: monika kafka, 10/11

Mittwoch, 28. September 2011

nichts bleibt

/c/ dieter vandory, 09/11



nichts bleibt
außer den toten
blättern
im gepressten duft
des sommers


zwischen tollkirschen
und seidelbast
suchen die lampionblume
macht das licht aus


/c/ monika kafka, 09/11

Mittwoch, 11. Mai 2011

in großmutters gärten

/c/ dieter vandory


zu weilen noch
im blätterhaus

erinnerungsrahmen
für wechselnde bilder

im halblicht des mondes
und der lupinen fällt

mein name durchs offene fenster
singt mich die stimme

herzweit

pappelwind rau
aus den wäldern der ruf

einer eule
und hinter den gärten

die sehnsucht auf schienen

als ich ging
krümmte sich der rosenstock

unter großmutters augen
erdwärts


/c/ monika kafka, 2009

Dienstag, 19. April 2011

vom schreiben

(c) dieter vandory




du kennst das land
aus dem die worte wachsen

rissig muss es sein
und wie entkernt

und tausend lieder
müssen darin schlafen


bevor ein sonnenwind
darüber streift

und silben formt
musst du den hunger tragen

die dürre schmecken
und das leid

und deine seele
ausliefern dem zweifel

du darfst nie satt sein
niemals hoffen

dass je ein wort
dich findet zufällig

geboren wird es nur
aus qualen

bevor sichs fügt
/vielleicht/
in ein gedicht



(c) monika kafka, 2011

Montag, 28. März 2011

was man erwarten kann

(c) foto: dieter vandory


was man vom tag erwarten kann vielleicht
kein bilderbuchlächeln

auch keinen himmel
voller geigen

nur dass er nicht
auf tönernen füßen stehe

und ein handwarmes wort
das einer sprechen möge

vielleicht
nicht allein zu sich selbst



(c) monika kafka, 03/11

Sonntag, 20. Februar 2011

Beim Kloster Stănişoara


(c) Hans Dieter Vandory




Zwischen Buchenwäldern
und schroffdunklen Felsen geht
die Zeit

schmalgewandet
monoton

reichen die Mönche
ihr kleines Brot
dazu eine Handvoll Gebet

In die verkammerte Stille steigt
der Wind
und mit ihm ein hölzerner Ton

Im Rhythmus der Toaca
verglimmt das Licht

und dem müden Wanderer
wird der stummschwarze Himmel

weit




© Monika Kafka, 2009

Dienstag, 14. Dezember 2010

wenn orgelpfeifen frieren


(c) Foto: Dieter Vandory


wenn orgelpfeifen frieren
trauern die töne
im heiseren licht

das ohr hört sich wund
an der kristallenen stille

und in den weiten räumen weißt
selbst mein schatten
im wind

(c) Monika Kafka, 12/10