schluesselworte
Samstag, 30. Juli 2011
Der Weg des Onkels
Nachdem er den Tag verräumt hatte, setzte sich der Onkel auf die Bank vor seinem Haus und blinzelte in die untergehende Sonne. Die Turmuhr schlug sechs Mal und dazwischen knallten Peitschenhiebe. Von einer lärmenden Kinderschar begleitet, würde das Vieh bald die Dorfstraße entlang kommen, angetrieben von Ion, dem Hirten.
Umständlich drehte sich der Onkel, der nicht mein Onkel war, eine Nationale. Zündete sie an, lehnte sich zurück und stieß genüsslich blaue Kringel in die Luft.
So wartete er bei schönem Wetter immer, auch wenn vor seinem Tor schon seit Jahren keine Kuh mehr stehen blieb. Wartete auf diesen Augenblick, da der Tag dem Abend die Hand zum Abschied reichen würde.
Bevor es jedoch soweit war, saß er einfach nur da. Rauchte und lächelte in den schmalen Lichtstreifen am Horizont. Hatte er die Augen geschlossen, schien mir, als würde sich hinter seinen Lidern der Vorhang zu einem geheimen Theater heben, in dem er der einzige Zuschauer war.
Ich habe ihn nie gefragt, was auf dieser Bühne gespielt wurde. Ich setzte mich einfach zu ihm in seine Stille.
Manchmal, wenn er die Augen kurz öffnete und mich sah, lachte er mir zu. Dann hüpfte der kleine Schnauzbart an seiner Oberlippe auf und ab, und die bauschigen Ärmel seines Leinenhemdes legten sich an den Schultern in windige Falten.
Es schwieg sich gut zusammen.
„Der Onkel träumt“, pflegte seine Frau zu sagen.
Ich wusste schon damals nicht genau, was sie damit meinte. Wie kann der Onkel denn träumen, wenn er doch gar nicht schläft, fragte ich mich stattdessen.
Und selbst heute bin ich mir nicht sicher, ob die Tante ihn insgeheim darum beneidete oder ob sie nicht doch leise über ihn spottete.
Sie hatte ihre Haare zu zwei Zöpfen geflochten, die sie festgesteckt um den Kopf herum trug. In diesem Haarnest verbargen sich ihre Gedanken. Und vielleicht, so malte ich mir weiter aus, auch ihre kleinen Spatzen, die sie nicht hatte großziehen können. Deshalb war sie Kinderfrau geworden, hatte mich lieb und ihre Lieben dennoch stets bei sich.
Für die Tante nämlich, die nicht meine Tante war, war der Tag niemals verräumt. Sie hielt ihn ständig in den Händen. Nur in der Kirche faltete sie ein Gebet dazwischen. Sonntags. Und nur wenn sie danach, noch in Festtagstracht gekleidet, neben ihrem Mann auf der Bank saß, legte sie die Hände in den Schoß. Dann ließen beide, Onkel und Tante, das Leben auf der Straße an sich vorüberziehen: schwatzende junge Menschen, Städter auf Verwandtschaftsbesuch, vereinzelt Fremde und immer häufiger durchrasende Autos.
Eines Tages, ich war schon längst erwachsen, kam auch ich mit einem dieser fremden, schnellen Autos von weither angereist. Ich setzte mich wie früher neben den Onkel auf die Bank in der dünnen Sonne. Nach einer Weile fragte er plötzlich:
„Sag mal, wie schaut es denn heute eigentlich in München aus?“
Ich war so verblüfft, dass ich ihn zunächst nur ungläubig anstarrte. Noch nie hatte er mich während seiner Abendstunde angesprochen.
Was soll ich ihm erzählen von einer Stadt, einer Großstadt, deren Ausmaß an Leben und Weite er, der seine kleinen Tage in seinem kleinen Dorf verbrachte, sicherlich nicht wird begreifen können? Und meine Antwort ließ auf sich warten. Zu lange, denn er fuhr fort:
„Erzähl mir vom Marienplatz. Es ist doch bestimmt wieder alles aufgebaut und schön hergerichtet worden. Beschreib es mir. Und dann den Rindermarkt, die Straße mit der Asamkirche, ach ja, und das Sendlinger Tor, die Sonnenstraße ... Gibt es wieder Trambahnen?“
Jetzt verschlug es mir erstrecht die Sprache. Die Straßennamen, der Rathausplatz, er sprach alles so selbstverständlich aus. Nannte zusätzlich Details, als befände er sich gerade auf einem Spaziergang durch die Innenstadt, als sähe er Bilder, die ich niemals gesehen hatte. Und dann erzählte er weiter: von zerstörten Häusern und Straßen und herumirrendem, hungrigem Leid, von löchriger Angst und müden Soldaten, von wunden Füßen und schmerzhaften Wegen und schließlich von dem einen, unendlich langen. Durch all die Aschezeit hindurch bis ins Land jenseits der Wälder. Zurück nach Hause.
Von diesem Tage an saß der Onkel nicht mehr allein in seinem Theater, wenn ich ihn besuchte. Und vielleicht hatte sich auch die Vorstellung allmählich zu verändern begonnen. Für ihn. Ganz sicher jedoch für mich.
/c/ monika kafka, im grüngefädelten licht, 2008
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Prosa
Sonntag, 24. Juli 2011
Großväter
/c/ foto: dieter vandory
Der eine trug sein Kreuz
rot aufgemalt /man sagte mir/
nicht nur bis Stalingrad
Fern war dort Hippokrates
und längst gebrochen
der Stab des Äskulap
das Heil versickerte im Schnee
/wie klang danach
sein Lautenspiel?/
Der andere entkam
zunächst
zwischen Reißbrett
und Maschinenträume schob
ein Fließband Bombenflieger
nicht nur in Tusche –
Ein vollbesetzter Irrtum
/der Geschichte, wie man spät erfuhr/
trug ihn schließlich doch noch fort
für immer
hinter ausgediente Fronten
ins neue Bruderland
voll von schwarzem Schnee
Väter
waren sie beide doch groß
bleibt nur die Frage
was hätten sie mir wohl erzählt?
/c/ monika kafka, aus: 10 x 10 = 100, ein lyrikprojekt, editon thaleia, 2009
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Trauer
Donnerstag, 14. Juli 2011
zwischen uns - die doppelklinge /m. zwetajewa/
aneinander im sog
wortflutend
geschliffene silben
treiben speere
unter die haut
klar & tiefrot
schürfen verse
an meinem herzen vorbei
spiegeln deine schärfe
so nah
zwischen klingen – doppeln wir uns
/c/ diana jahr, 2011
Die Autorin Diana Jahr schreibt Lyrik und Prosa.
Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien.
Derzeit Arbeit an der Herausgabe einer Lyrikanthologie sowie
ihres ersten eigenen Gedichtbandes.
Die Autorin Diana Jahr schreibt Lyrik und Prosa.
Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien.
Derzeit Arbeit an der Herausgabe einer Lyrikanthologie sowie
ihres ersten eigenen Gedichtbandes.
antwortgedicht:
wessen wille
deiner oder meiner
offenbart sich im gedicht?
zwischen uns
die doppelklinge
aus versuchung und verzicht
zweischneidig
nicht nur die verse die lust
am wort verführerisch
getrenntverbunden
durch die schärfe den schmerz
ertragen als gewinn
/c/ monika kafka, 07/11
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Liebeslyrik,
Texte von FreundInnen
Sonntag, 10. Juli 2011
am kochelsee
mittagshitze. zerrinnende konturen.
im dunstigen libellenlicht
steigen die berge herab
schroffdunkle wände. gekräuselter saum.
die sonnenhaut des wassers
legt sich in feierliche falten
darunter glatte kühle. fische. blau.
doch keine rehe auf den wiesen
vereinzelt kühe und ein pferd
dem bunten malerkopf entsprungen
setzt flächig stille auf den tag
mittagshitze. zerrinnende konturen.
rahmenlos der weiche blick.
der wind schiebt luftige kulissen
die reiterspuren schluckt der kies
/c/ bild und text: monika kafka, im grüngefädelten licht, 2009
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Landschaftsdichtung
Montag, 4. Juli 2011
was in den augen brennt
/c/ foto: dieter vandory
das bildgewordene
wort eines jahres zwei-
farbige schwingen
dazwischen
vernetzte sprachlosigkeit
kahlgeschorene hoffnung und
dein name
/c/ monika kafka, 2011
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Trauer
Donnerstag, 16. Juni 2011
in der langen allee
/c/ foto: heinz kurt rintelen
in der langen allee dauert auch
der regen lang unter den bäumen
hörst du jedes blatt
gestern noch der staubige feldweg
deiner kindheit stehst du heute fest
auf dem nassen asphalt
vorbei ziehen fahrradfahrer
und lassen dich
mit den echsen zurück
im geäst über dir ein krähennest
der traktor auf dem feld
holt die ernte ein
für die kinder bleibt keine zeit mehr
zum spielen
/c/ werner weimar-mazur
dazu ein antwortgedicht:
Nachts
geht die Zeit auf Stelzen
und Schwarzlöchern
entsteigt durchholztes Vergessen
Aufgefaltet
liegen die Jahre die langen
Zöpfe entflochten
und stummen dich an
Kein Mond
keine Sterne
und am Morgen
ein blasses Gesicht
/c/ monika kafka, 2011
Der Autor Werner Weimar-Mazur schreibt Lyrik und Prosa.
Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien.
1995 erschien sein erster Lyrikband "Tauch ein" im Waldkircher Verlag.
Derzeit Arbeit am zweiten Lyrikband und an einem Roman.
www.weimar-mazur.de
Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien.
1995 erschien sein erster Lyrikband "Tauch ein" im Waldkircher Verlag.
Derzeit Arbeit am zweiten Lyrikband und an einem Roman.
www.weimar-mazur.de
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Texte von FreundInnen
Mittwoch, 15. Juni 2011
ankündigung
liebe leserInnen,
ab sofort werde ich jeweils zur monatsmitte hier auch texte von kollegenInnen präsentieren, texte, die mich berührt bzw. beeindruckt haben.
Ich lade euch ein, mit mir auf entdeckungsreise zu gehen und freue mich wie immer auf rückmeldungen!
herzlichst,
monika
ab sofort werde ich jeweils zur monatsmitte hier auch texte von kollegenInnen präsentieren, texte, die mich berührt bzw. beeindruckt haben.
Ich lade euch ein, mit mir auf entdeckungsreise zu gehen und freue mich wie immer auf rückmeldungen!
herzlichst,
monika
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Ankündigungen
Mittwoch, 8. Juni 2011
typografisches
der lack ist ab
/c/ foto: dieter vandory
merkst du
wie es dunkelt
zwischen den zeilen?
eben noch sonne
mittendrin
schüttet der abend sein pech
aus vollen kübeln
vielleicht sollten wir
eine andere schrift wählen
marie
und den satz
verändern
/c/ monika kafka, 06/11
Montag, 6. Juni 2011
nachtgedanken
/c/ foto: dieter vandory
nicht was du träumst
möchte ich wissen
ob du lächelst
wenn dein mund
meinen namen berührt
perlensilber
deine glieder durchzittert
im violetten
gefieder der nacht
/c/ monika kafka, 06/11
Donnerstag, 2. Juni 2011
Jahrestag
es blüht um dich herum
auch ich
hab rosen mitgebracht
die sonne lacht
ein vogel singt
vor deinem blauen blick
würd heut der himmel selbst
erblassen
nach bestem wissen habe ich
gelebt dies jahr
mein vater
es war mal gut
dann wieder schlecht
man lernt sich zu begraden
es ist nur etwas kälter jetzt
in meiner welt
trotz vielfach sonne
es fehlt
dein gutdrehendes wort
dein lachen deine wärme
ich werd mich weiterhin
bemühn gewissenhaft zu leben
du hast dich selten nur geirrt
und ich will glauben
einmal mehr
dass sich der schmerz wird legen
/c/ text und bild: monika kafka, 06/11
Sonntag, 29. Mai 2011
Lichtleicht
/c/ Foto: Thom Kafka
Lichtleicht
liegt der Morgen
in meinen Armen
spät entflohn
dem Geröllfeld der Nacht
ich glätte
die rissigen Stunden
räum Stein um Stein bei Seite
streu Wortrosen
auf brennende Wunden
entflechte
die taumelnde Zunge
du lächelst
wie du doch lieben kannst
/c/ Monika Kafka, 05/11
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Liebeslyrik
Freitag, 20. Mai 2011
In Rotmohnnächten
/c/ Foto: Tabea Vahlenkamp
brechen wir auf
das Lippensiegel und lieben uns
den Hunger hautunter
glätten rissige Zweifel
und betten sie
in luftige Versprechen
vergessen
alle Namen
uns
zu sagen
in Rotmohnnächten
wären wir anders wer
glaubt das schon?
/c/ Monika Kafka, 2010
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Liebeslyrik
Dienstag, 17. Mai 2011
barocker speichenrundbogen
/c/ foto: dieter vandory
im halbrund
schlafen die lieder
fehlende zeilen ergänzt
der wind
du musst die ohren spitzen
aus grünlichem dämmer sternt
sich das silberbeladene
wort
um wort
füllt es dir auf
die mangelnden stunden
und du singst dich fort
im überfluss
/c/ monika kafka, 2011
Mittwoch, 11. Mai 2011
in großmutters gärten
/c/ dieter vandory
zu weilen noch
im blätterhaus
erinnerungsrahmen
für wechselnde bilder
im halblicht des mondes
und der lupinen fällt
mein name durchs offene fenster
singt mich die stimme
herzweit
pappelwind rau
aus den wäldern der ruf
einer eule
und hinter den gärten
die sehnsucht auf schienen
als ich ging
krümmte sich der rosenstock
unter großmutters augen
erdwärts
/c/ monika kafka, 2009
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Gedankenlyrik
Dienstag, 3. Mai 2011
kastaniennacht
für ej
kastaniennacht
vielarmig entflammt darin
vielarmig entflammt darin
dein blütenkuss
/c/ monika kafka, 05/11
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Kurzlyrik
Dienstag, 26. April 2011
Auf Bahnhöfen
Nirgendwo sonst begegnet Leben ungeschminkter als an diesen Orten. Lautes und Leises vermengt sich hier auf eine Weise, die alles offenbart und nichts preisgibt.
Und kein anderer Ort webt mir ähnlich die Geschichten: vielfädig schillernd liegen sie im steinigen Bett, getrennt voneinander und doch miteinander, festgehalten vom stählernen Korsett der Gleise. Man müsste sie bergen, denke ich mir oft, ihnen eine Stimme geben, und sei es nur die eigene.
Melancholie der Bahnhöfe.
Wiedergefundene Lippen spazieren Hand in Hand mit schamhaft abgelegten Blicken. Neben längst verblassten Worten kauern gestrauchelte Erwartungen. Zusammengefaltet, abgenutzt stummen sie sich hin. In zwielichtiger Ecke friert ein abgestandenes Lächeln, grell ausgeleuchtet schmiert sich eine Träne über gepudertes Gesicht. Getrennte Hände und getrennte Leiber. Im Rahmen eines Fensters, einer Tür die Hoffnung, leichenblass, im Angesicht verdrängten Wissens, dass man niemals mehr derselbe ist, wenn man den Zug dann irgendwann verlässt.
Liegengelassen auch die Rose, die Bank verwaist in Rot, darüber tanzt hysterisch Lachen, im Zischen einer Cola Dose.
Gefühle kommen an und fahren ab. Im pfeifenden Rhythmus der Lokomotiven. Doch das war früher. Trieb-wagen ist jetzt. Und manchmal wagt man kaum, sich dem zu stellen und hinzuschaun. Stattdessen zeigt man Nonchalance. Und Contenance, zitronengelb, wälzt sich vorbei an kussverschlungenen Mündern. Es riecht nach allem und nach nichts. Und das nach viel. Nach Einsamkeit. Verirrt wie eine dieser Tauben, die manchmal Federn lässt ...
(c) foto und text: monika kafka, 2010
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Prosa
Samstag, 23. April 2011
Dienstag, 19. April 2011
vom schreiben
du kennst das land
aus dem die worte wachsen
rissig muss es sein
und wie entkernt
und tausend lieder
müssen darin schlafen
bevor ein sonnenwind
darüber streift
und silben formt
musst du den hunger tragen
die dürre schmecken
und das leid
und deine seele
ausliefern dem zweifel
du darfst nie satt sein
niemals hoffen
dass je ein wort
dich findet zufällig
geboren wird es nur
aus qualen
bevor sichs fügt
/vielleicht/
/vielleicht/
in ein gedicht
(c) monika kafka, 2011
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Gedankenlyrik
Samstag, 9. April 2011
und ich sag ...
(c) foto: dieter vandory
und ich sag dir den frühling
auf die lippen wie er herüber
rötet ins schlafende sprödland
sich einwiegt
in wartende ritzen und
lichtleicht leben umquellt
von antwort
durchglänzt flügelt
dein wintermund
auf die lippen wie er herüber
rötet ins schlafende sprödland
sich einwiegt
in wartende ritzen und
lichtleicht leben umquellt
von antwort
durchglänzt flügelt
dein wintermund
(c) monika kafka, 04/11
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Liebeslyrik
Montag, 28. März 2011
was man erwarten kann
was man vom tag erwarten kann vielleicht
kein bilderbuchlächeln
auch keinen himmel
voller geigen
nur dass er nicht
auf tönernen füßen stehe
und ein handwarmes wort
das einer sprechen möge
vielleicht
nicht allein zu sich selbst
kein bilderbuchlächeln
auch keinen himmel
voller geigen
nur dass er nicht
auf tönernen füßen stehe
und ein handwarmes wort
das einer sprechen möge
vielleicht
nicht allein zu sich selbst
(c) monika kafka, 03/11
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Gedankenlyrik
Donnerstag, 24. März 2011
Aschezeit
Hörst du den Wind mein Herz du weißt
er jagt sich selbst in herrenlosen Räumen
durch Feld und Wald und leere
Scheunen füllt er mit schwarzem Sand
Es regnet Aschezeit in meine Träume
Ich steh als Bettler vor dem Tor das nichts
verschließt als einen Kindheitsgarten
mit Puppenspiel im Maulbeerbaum
und Tage voller Warten
Im Kupfergrün liegt noch das Schloss
umrankt von rostigem Vergessen
hör nur der Wind mein Herz er reißt
die Zeit mir aus den Händen
Und irgendwo weint jetzt ein Kind
über verbrannten tauben Wegen
indes der heimatlose Wind du weißt
er wird sich wieder legen
er jagt sich selbst in herrenlosen Räumen
durch Feld und Wald und leere
Scheunen füllt er mit schwarzem Sand
Es regnet Aschezeit in meine Träume
Ich steh als Bettler vor dem Tor das nichts
verschließt als einen Kindheitsgarten
mit Puppenspiel im Maulbeerbaum
und Tage voller Warten
Im Kupfergrün liegt noch das Schloss
umrankt von rostigem Vergessen
hör nur der Wind mein Herz er reißt
die Zeit mir aus den Händen
Und irgendwo weint jetzt ein Kind
über verbrannten tauben Wegen
indes der heimatlose Wind du weißt
er wird sich wieder legen
(c) Monika Kafka, aus: im grüngefädelten licht, 2009
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Trauer
Mittwoch, 23. März 2011
lippenbrand
ins bleiche licht
des spiegels gezogen die schneise
in rot
züngelt das ungesagte von
lippe auf lippe gelegt
knistert es sich fort
und das gezähmte
wangenwort
lehnt staunend in der ecke
(c) monika kafka, 03/10
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Liebeslyrik
Dienstag, 15. März 2011
Sonntag, 13. März 2011
und auch etwas rot
à Roger, avec amitié
und auch etwas rot
gerettet
durch den scharfkantigen winter
kirschworte zum beispiel
abdruck eines herzmundes
vielleicht
ein fetzchen mohn
im mantel des windes
eingenistet
wider jede vernunft
etwas rot
bleibt
(c) Monika Kafka
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Liebeslyrik
Montag, 7. März 2011
in murnau, bei gabriele
(c) Foto: Dieter Vandory
entkernt kehr ich zurück zu dir.
wo deine seele in die farben floss, ergießt sich heute nebel von den schwarzen bergen. mit meinen silbersilben im gepäck durchschreit ich weiße räume. worte will ich weben. am ufer stehend. klarheit finden in diesem unberührten wasser. doch schweigt der see mich an. schiebt hin und wieder eine sanfte welle nur wie einen seufzer mir zu füßen. wir verstehen einander. und meine silben bleiben fest verschnürt.
später dann seh ich dich an. und suche meinen blick in deinem zu ergründen. so sprich, du schwesterseele, sprich zu mir, wie du es doch so oft getan. ich warte schon zu lang. ins falsche grün gehüllt wie einst auch du. wie lang kann man im sehnen wohnen? sag, und weinen, bis dichte wimpernschatten wachsen? wie oft muss man zertrümmern, was man liebt? und kaltes sprechen so erwärmen, dass es wieder blüht?
ich höre deine worte, die eine andere jetzt spricht. von einer dünnen silberscheibe perlt nacht für nacht mir deine trauer, dein hoffen, deine freude. die stimme ist es nicht. es sind die worte, die mich so tief berühren. ich bin wie du in sehnsucht eingehüllt und stolper blind durch meine träume.
doch heut und hier bleibst du mir stumm. wie lang ich auch vor deinem bild verweile. du atmest wie der see in seufzern nur. und wir verstehen uns. einmal mehr. greif ich zum stift. mich zu befrein für eine weile. wie du es damals hast getan: durch farbe.
(c) Monika Kafka, 03/11
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Prosa
Mittwoch, 2. März 2011
Claus Stephani - Aus aktuellem Anlass - II
Es hört und hört nicht auf!
Obwohl das Landgericht München erste Schritte unternommen hat, gehen die Verdächtigungen und medienwirksam inszenierten Kampagnen gegen Claus Stephani weiter.
Im folgenden gebe ich hier eine weitere Stellungnahme wieder.
Weder die Neue Zürcher Zeitung noch die Siebenbürgische Zeitung wollten diese Entgegnung Stephanis abdrucken.
Der Leser möge sich sein eigenes Urteil bilden.
Wer war eigentlich IM „Marin“?
Eine Stellungnahme zu einer neuen „Enttarnung“
In der letzten Ausgabe der Siebenbürgischen Zeitung vom 20. Februar 2011 wurde verkündet: „IM ‚Marin’ als Claus Stephani identifiziert“.
Link zum Text
Diese Nachricht stützt sich auf eine briefliche Mitteilung von Dr. Dragoş Petrescu, Vorsitzender der C.N.S.A.S., an Richard Wagner, veröffentlicht im „blogspot“ der „Halbjahresschrift“:
Link zum Text
Diesem Brief sind dann von der Redaktion der hjs-online verschiedene Dokumente ungeklärter Provenienz beigefügt, die laut C.N.S.A.S., aus einem allgemeinen „Fond documentar“ (Aktenfundus) stammen. Der Leser würde sich suggestiv dann schon einen Reim auf das so Kolportierte machen.
Auf dieselbe Quelle stützt sich auch die Neue Zürcher Zeitung vom 9. Februar 2011, die der Verfasser des oben erwähnten Kurzberichts in der Siebenbürgische Zeitung indirekt zitiert.
Da ich meine Akte aus der Zeit von 1969-1990 immer noch nicht kenne, kann ich auch nicht wissen, woher der mir zugeschriebene IM-Name „Marin“ kommt. Ich weiß aber, dass ich niemals eine sogenannte Verpflichtungserklärung („angajament“) als „Marin“ unterschrieben habe. Dieser „Marin“ bin ich nicht – was immer man auch als angebliche „Beweise“ vorzubringen versucht.
Auf meine Anfrage an die C.N.S.A.S., wieso das Kollegium zu dieser Erkenntnis kommen konnte, wurde mir mitgeteilt, dass sich die Unterlagen dazu in einem sogenannten „Fond documentar“ (Aktenfundus) befinden würden. Weiter heißt es in diesem Brief, dass sie nicht aus meiner Akte 1969-1990 stammen. Denn diese wurde immer noch nicht aufgefunden.
In demselben Aktenfundus befindet sich auch die angebliche „Quittung“, mit der Richard Wagner (Berlin) in den Medien hausieren ging, um mich als „IM ‚Moga’“ und angeblichen Geldempfänger der Securitate an den medialen Pranger zu stellen. Es ist ein Pool ungeklärter Akten („Dosar problemă“), die sich auf die deutsche Minderheit in Rumänien beziehen – wie mir Dr. Virgiliu-Leon Ţărău, Vizepräsident der C.N.S.A.S.-Behörde, brieflich mitteilte.
Die erwähnte, von Wagner beim Landgericht München 1 vorglegte angebliche „Quittung“ erwies sich dann im Verfahren vom 17.01.2011 als ein Falschdokument. Richard Wagner wurde verurteilt und muss die vorläufigen Konsequenzen seiner Verleumdung gegen mich tragen.
Als die Kampagne gegen mich losgetreten wurde – zuerst von William Totok, danach von Dieter Schlesak und Prof. h.c. Dr. Peter Motzan – habe ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 20. Februar 2010, Seite 35, in meinem Bericht „Schwester Lüge – Bruder Schmerz“ offen gelegt, wie ich am 30. Mai 1961 von der Securitate „angeworben“ wurde. Nach Verhaftung, Verhör und Androhung mit Dunkelarrest, wurde ich gezwungen, eine sogenannte Verpflichtungserklärung („angajament“) zu schreiben. Link
Auch heute, nach knapp 50 Jahren, kann ich sagen, dass ich damals dadurch niemandem geschadet habe. Wegen meiner Verweigerung, als IM mitzumachen, wurde ich – nach verschiedenen Erpressungsversuchen – im 2. Studienjahr 1961/62 von der Universität, wo ich damals Germanistik studierte, exmatrikuliert. Bereits am 15. November 1962, hatte ich die Verbindung zu den Sicherheitsorganen unterbrochen („a întrerupt legătura cu organele noastre“), wie es im „Raport“ heißt. Und danach, am 12. September 1963, wurde ich von der Securitate wegen “Unaufrichtigkeit, Verweigerung und wiederholtem Nicht-Erscheinen zu festgelegten Treffen entlassen“. Im rumänischen „Raport“ heißt es „abandonat“.
Das alles ist in meiner Akte 1961-1968/69 nachlesbar, die vor mir Prof. h.c. Dr. Stefan Sienerth, Direktor des Instituts für Kultur und Geschichte Südosteuropas, und William Totok eingesehen haben. Und dieselben bei der C.N.S.A.S. akkreditierten Forscher haben in eben dieser Akte aus den 1960er Jahren auch lesen können, dass mich die Securitate nach meiner Absage und Verweigerung zur Mitarbeit – auf eine Anzeige hin – jahrelang als angeblichen „westdeutschen Spion“ überwacht und bespitzelt hat. Und nicht nur mich sondern auch alle meine damaligen Freunde und Bekannten. Meine Eltern und meinen Bruder in Kronstadt. Sogar Mädchen, die ich zufällig kennen lernte. Es wurden Telefongespräche abgehört und protokolliert, Informationen über mich eingeholt u.a.m. Und was dabei der eine oder andere Bukarester Hochschullehrer, Berufskollege oder Redaktionschef so über mich gesagt haben soll – all das steht auch in meiner Akte 1961-1968/69, für jeden akkreditierten Forscher nachlesbar. Auf Spionage aber stand damals die Todesstrafe oder bestenfalls lebenslanges Gefängnis.
Im „Observator Cultural“ (Bukarest) stellte vor einiger Zeit Ana-Maria Pop Fragen an selbsternannte Richter und verbale Henker, als eine Meute der sensationsgeilen Journaille über den verstorbenen Schriftsteller Adrian Marino herfiel:
Wurde das Leben einer bestimmten Person konkret geschädigt?
Ist jemand dadurch sogar ins Gefängnis gekommen?
Und warum melden sich nicht die angeblichen Opfer dieses angeblichen Informanten, um ernstzunehmende Fakten und glaubwürdige Beweise ihres Leidens offen vorzulegen?
Link
Bisher dominieren Pauschalurteile und allgemeine Behauptungen, manchmal auch aus zweiter oder dritter Hand. Oder einfach Unterstellungen, wo man meint, man müsse sie nicht belegen, weil sie sich verselbständigen und dann auch so geglaubt werden. Dazu stellt Markus Bauer in der NZZ vom 09. Februar 2011 fest, dass diese sogenannte „Aufarbeitung häufig äusserst willkürlich und an bereits in Rumänien existierenden Freundes- und Feindeslinien entlang verläuft“.
Link zum Text
Daher abschließend noch einige Fragen, auch wenn man mir jetzt unterstellt, ich wolle ablenken.
Hat sich einer der „Aufklärer“ bisher herangewagt an die eigentlichen Galionsfiguren jener Jahre der Diktatur? An die Vertreter der parteielitären deutschen Nomenklatur Rumäniens oder an die hochgestellten Offiziere bei Miliz und Securitate, wie z.B. Milizgeneral Steskal in Reschitz/Reşiţa oder Securitategeneral Schnellbach in Temeswar/Timişoara? Und wer war z.B. der Oberst Wagner, dem IM „Karl Fischer“ Anfang der 1960er Jahre über mich berichtet hat? Und die vielen Anderen aus der roten Prominenz?
Vor allem solche Fragen muss man stellen.
„Peştele la cap se împute” (Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken), heißt es auf rumänisch. Warum fasst niemand im Zuge dieser hektischen und medienwirksam lancierten Aufklärungskampagne nach den „Köpfen“ jener ganz „dicken Fische“? Wer hält immer noch schützend seine Hand über diesen trüben, roten Tümpel der Vergangenheit?
Claus Stephani
Obwohl das Landgericht München erste Schritte unternommen hat, gehen die Verdächtigungen und medienwirksam inszenierten Kampagnen gegen Claus Stephani weiter.
Im folgenden gebe ich hier eine weitere Stellungnahme wieder.
Weder die Neue Zürcher Zeitung noch die Siebenbürgische Zeitung wollten diese Entgegnung Stephanis abdrucken.
Der Leser möge sich sein eigenes Urteil bilden.
Wer war eigentlich IM „Marin“?
Eine Stellungnahme zu einer neuen „Enttarnung“
In der letzten Ausgabe der Siebenbürgischen Zeitung vom 20. Februar 2011 wurde verkündet: „IM ‚Marin’ als Claus Stephani identifiziert“.
Link zum Text
Diese Nachricht stützt sich auf eine briefliche Mitteilung von Dr. Dragoş Petrescu, Vorsitzender der C.N.S.A.S., an Richard Wagner, veröffentlicht im „blogspot“ der „Halbjahresschrift“:
Link zum Text
Diesem Brief sind dann von der Redaktion der hjs-online verschiedene Dokumente ungeklärter Provenienz beigefügt, die laut C.N.S.A.S., aus einem allgemeinen „Fond documentar“ (Aktenfundus) stammen. Der Leser würde sich suggestiv dann schon einen Reim auf das so Kolportierte machen.
Auf dieselbe Quelle stützt sich auch die Neue Zürcher Zeitung vom 9. Februar 2011, die der Verfasser des oben erwähnten Kurzberichts in der Siebenbürgische Zeitung indirekt zitiert.
Da ich meine Akte aus der Zeit von 1969-1990 immer noch nicht kenne, kann ich auch nicht wissen, woher der mir zugeschriebene IM-Name „Marin“ kommt. Ich weiß aber, dass ich niemals eine sogenannte Verpflichtungserklärung („angajament“) als „Marin“ unterschrieben habe. Dieser „Marin“ bin ich nicht – was immer man auch als angebliche „Beweise“ vorzubringen versucht.
Auf meine Anfrage an die C.N.S.A.S., wieso das Kollegium zu dieser Erkenntnis kommen konnte, wurde mir mitgeteilt, dass sich die Unterlagen dazu in einem sogenannten „Fond documentar“ (Aktenfundus) befinden würden. Weiter heißt es in diesem Brief, dass sie nicht aus meiner Akte 1969-1990 stammen. Denn diese wurde immer noch nicht aufgefunden.
In demselben Aktenfundus befindet sich auch die angebliche „Quittung“, mit der Richard Wagner (Berlin) in den Medien hausieren ging, um mich als „IM ‚Moga’“ und angeblichen Geldempfänger der Securitate an den medialen Pranger zu stellen. Es ist ein Pool ungeklärter Akten („Dosar problemă“), die sich auf die deutsche Minderheit in Rumänien beziehen – wie mir Dr. Virgiliu-Leon Ţărău, Vizepräsident der C.N.S.A.S.-Behörde, brieflich mitteilte.
Die erwähnte, von Wagner beim Landgericht München 1 vorglegte angebliche „Quittung“ erwies sich dann im Verfahren vom 17.01.2011 als ein Falschdokument. Richard Wagner wurde verurteilt und muss die vorläufigen Konsequenzen seiner Verleumdung gegen mich tragen.
Als die Kampagne gegen mich losgetreten wurde – zuerst von William Totok, danach von Dieter Schlesak und Prof. h.c. Dr. Peter Motzan – habe ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 20. Februar 2010, Seite 35, in meinem Bericht „Schwester Lüge – Bruder Schmerz“ offen gelegt, wie ich am 30. Mai 1961 von der Securitate „angeworben“ wurde. Nach Verhaftung, Verhör und Androhung mit Dunkelarrest, wurde ich gezwungen, eine sogenannte Verpflichtungserklärung („angajament“) zu schreiben. Link
Auch heute, nach knapp 50 Jahren, kann ich sagen, dass ich damals dadurch niemandem geschadet habe. Wegen meiner Verweigerung, als IM mitzumachen, wurde ich – nach verschiedenen Erpressungsversuchen – im 2. Studienjahr 1961/62 von der Universität, wo ich damals Germanistik studierte, exmatrikuliert. Bereits am 15. November 1962, hatte ich die Verbindung zu den Sicherheitsorganen unterbrochen („a întrerupt legătura cu organele noastre“), wie es im „Raport“ heißt. Und danach, am 12. September 1963, wurde ich von der Securitate wegen “Unaufrichtigkeit, Verweigerung und wiederholtem Nicht-Erscheinen zu festgelegten Treffen entlassen“. Im rumänischen „Raport“ heißt es „abandonat“.
Das alles ist in meiner Akte 1961-1968/69 nachlesbar, die vor mir Prof. h.c. Dr. Stefan Sienerth, Direktor des Instituts für Kultur und Geschichte Südosteuropas, und William Totok eingesehen haben. Und dieselben bei der C.N.S.A.S. akkreditierten Forscher haben in eben dieser Akte aus den 1960er Jahren auch lesen können, dass mich die Securitate nach meiner Absage und Verweigerung zur Mitarbeit – auf eine Anzeige hin – jahrelang als angeblichen „westdeutschen Spion“ überwacht und bespitzelt hat. Und nicht nur mich sondern auch alle meine damaligen Freunde und Bekannten. Meine Eltern und meinen Bruder in Kronstadt. Sogar Mädchen, die ich zufällig kennen lernte. Es wurden Telefongespräche abgehört und protokolliert, Informationen über mich eingeholt u.a.m. Und was dabei der eine oder andere Bukarester Hochschullehrer, Berufskollege oder Redaktionschef so über mich gesagt haben soll – all das steht auch in meiner Akte 1961-1968/69, für jeden akkreditierten Forscher nachlesbar. Auf Spionage aber stand damals die Todesstrafe oder bestenfalls lebenslanges Gefängnis.
Im „Observator Cultural“ (Bukarest) stellte vor einiger Zeit Ana-Maria Pop Fragen an selbsternannte Richter und verbale Henker, als eine Meute der sensationsgeilen Journaille über den verstorbenen Schriftsteller Adrian Marino herfiel:
Wurde das Leben einer bestimmten Person konkret geschädigt?
Ist jemand dadurch sogar ins Gefängnis gekommen?
Und warum melden sich nicht die angeblichen Opfer dieses angeblichen Informanten, um ernstzunehmende Fakten und glaubwürdige Beweise ihres Leidens offen vorzulegen?
Link
Bisher dominieren Pauschalurteile und allgemeine Behauptungen, manchmal auch aus zweiter oder dritter Hand. Oder einfach Unterstellungen, wo man meint, man müsse sie nicht belegen, weil sie sich verselbständigen und dann auch so geglaubt werden. Dazu stellt Markus Bauer in der NZZ vom 09. Februar 2011 fest, dass diese sogenannte „Aufarbeitung häufig äusserst willkürlich und an bereits in Rumänien existierenden Freundes- und Feindeslinien entlang verläuft“.
Link zum Text
Daher abschließend noch einige Fragen, auch wenn man mir jetzt unterstellt, ich wolle ablenken.
Hat sich einer der „Aufklärer“ bisher herangewagt an die eigentlichen Galionsfiguren jener Jahre der Diktatur? An die Vertreter der parteielitären deutschen Nomenklatur Rumäniens oder an die hochgestellten Offiziere bei Miliz und Securitate, wie z.B. Milizgeneral Steskal in Reschitz/Reşiţa oder Securitategeneral Schnellbach in Temeswar/Timişoara? Und wer war z.B. der Oberst Wagner, dem IM „Karl Fischer“ Anfang der 1960er Jahre über mich berichtet hat? Und die vielen Anderen aus der roten Prominenz?
Vor allem solche Fragen muss man stellen.
„Peştele la cap se împute” (Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken), heißt es auf rumänisch. Warum fasst niemand im Zuge dieser hektischen und medienwirksam lancierten Aufklärungskampagne nach den „Köpfen“ jener ganz „dicken Fische“? Wer hält immer noch schützend seine Hand über diesen trüben, roten Tümpel der Vergangenheit?
Claus Stephani
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Ankündigungen
Sonntag, 27. Februar 2011
ich denke mich
(c) Foto: Dieter Vandory
Ich denke michso wie ich war und nicht
wie ich bin
(taumelnde Feder
im Frühlicht später Jahre)
Als du mir Zweige flüstertest
sang der Herzvogel mich
bunt
und offen
trug der Tag das Haar
vom Sonnenkamm durchglänzt
wehte der Wind mir
Ahnung
Als du
mich flüstertest hatte das Dunkel
keinen Namen
(c) Monika Kafka, 02/11
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Liebeslyrik
Sonntag, 20. Februar 2011
Beim Kloster Stănişoara
(c) Hans Dieter Vandory
Zwischen Buchenwäldern
und schroffdunklen Felsen geht
die Zeit
schmalgewandet
monoton
reichen die Mönche
ihr kleines Brot
dazu eine Handvoll Gebet
In die verkammerte Stille steigt
der Wind
und mit ihm ein hölzerner Ton
Im Rhythmus der Toaca
verglimmt das Licht
und dem müden Wanderer
wird der stummschwarze Himmel
weit
und schroffdunklen Felsen geht
die Zeit
schmalgewandet
monoton
reichen die Mönche
ihr kleines Brot
dazu eine Handvoll Gebet
In die verkammerte Stille steigt
der Wind
und mit ihm ein hölzerner Ton
Im Rhythmus der Toaca
verglimmt das Licht
und dem müden Wanderer
wird der stummschwarze Himmel
weit
© Monika Kafka, 2009
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Gedankenlyrik
Montag, 14. Februar 2011
Junger Sommer
Für Elisabeth
Als der Sommer noch grün schmeckte, schrieben wir mit Sehnsuchtstinte Briefe in den weitgespannten Himmel. Die Antworten des zweifelhaften Kuckucks lachten wir in den Wind, lauschten lieber dem Gras, das zwischen unsern Fingern wuchs. Langsam, stetig. Schob der Fluss sein Wasser. Unbekümmert überhüpften wir die Steine, diesen zufälligen Makel in unserm Sonnenmeer. Hand in Hand. Durchkämmten wir die Zeit, auch wenn die Hände nur selten sich dabei berührten. Wir waren ohrgesteuert. In der Laube flüsterte die Nacht aus tausend Mündern. Ihre Geheimnisse erzählten wir einander noch ins Telefon. Doch das war später.
In jenem grünen Sommer schlief das Dunkel in den Mauerritzen. Und Gräber hatten nur die anderen. Nichts fürchteten wir mehr als diese schwarzen Büffel, die uns jederzeit und allerorts begegnen konnten.
Versprochen haben wir uns nichts. Gehalten hat es dennoch. Mehr als dreißig Jahre schon. Fügt sich dein Ebenholz in meinen Birkenblick.
Und über allem schwebt noch immer dieses Wort, der Segen, von deiner Mutter einst gesprochen. Für dich und mich.
In jenem grünen Sommer.
(c) Monika Kafka, 2011
In jenem grünen Sommer.
(c) Monika Kafka, 2011
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Prosa
Donnerstag, 10. Februar 2011
Madagassischer Reis
Für B.
Der Reis, sagtest du, sei heilig,
er komme direkt von Gott
ich mochte die Beilage nicht
Anamamy, sagtest du,
hießen dazu die süßen Blätter
ich verschlang deine dunklen Worte
Er verleiht dir Kraft, sagtest du ...
zum Vergessen reichte sie nicht
http://www.youtube.com/watch?v=AMPdykrcho4
(c) Monika Kafka, 2011
Der Reis, sagtest du, sei heilig,
er komme direkt von Gott
ich mochte die Beilage nicht
Anamamy, sagtest du,
hießen dazu die süßen Blätter
ich verschlang deine dunklen Worte
Er verleiht dir Kraft, sagtest du ...
zum Vergessen reichte sie nicht
http://www.youtube.com/watch?v=AMPdykrcho4
(c) Monika Kafka, 2011
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Liebeslyrik
Dienstag, 1. Februar 2011
von februar zu februar
und selbst wenn es eist
/hin und wieder/
niemals lässt sich verhindern
das blühn
/hin und wieder/
niemals lässt sich verhindern
das blühn
(c) Monika Kafka, 2/11
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Kurzlyrik
Sonntag, 16. Januar 2011
Wiener Notizen
(c) Thom Kafka
Der Sommer schmeckt nach Heidelbeereis.
Im dürstenden Gras zu Füßen der Gloriette malen wir Wolken in den weitgespannten Himmel. Es tropft. Das Schmelzende in unseren Händen, die Süße kühlt die heißen Lippen nicht.
Heraufwabert von fern die Stadt. Dunstiger Atem schwappt aus den Mündern der Touristen, die auf der Jagd nach Sisiträumen doch immer nur sich selbst begegnen. Unermüdlich, selbst zur Mittagszeit, drehn sie ihre Fiakerrunden.
Am Schönbrunner Gelb bricht sich die Sonne einen Zacken aus. Nimmt es gelassen hin. Schon viel zu lang im Bund mit all den toten, hoch gekrönten Häuptern weiß sie längst, wem sie gebührt, die Ehre. Auch heute noch. Und über glänzend weißen Kies legt sie ihr müdes Lächeln.
Später erschlurfen wir die Innenstadt. Aus durchgeknetetem Asphalt drängt sich hervor, was die Jahrhunderte zuvor hineingetreten. Es stinkt nach blauem Blut und nach Verrat, nach Pest und Heiligkeit. Dem ganzen Pferdemist in einer goldnen Türkenkugel. Die Zeiten gehen Hand in Hand. Wie du und ich, stets brav entlang des Grabens. Ein jeder ist nicht Augustin. Nur unser Lachen tanzt voraus, im Walzertakt, als hätt es kein Zuhaus.
Zuhaus ... Es ist mir nah, wie nie zuvor. Und weht mich an in all den Worten, die ich so lang schon abgelegt. Durchzieht die Gassen, hutscht über Stiegen. Mit jedem einzelnen erhasch ich einen Rest meines faschierten Siebenbürgen.
Fleischerei und Putzerei, Sodawasser und die Jause, Mistkübel und Kruzitürkn, Jesses na, verankert bleibt die Uhr, ist die Zeit auch abgelaufen.
Karfiol, Fisolen, Paradeiser. Marillen, gnä´ Frau, wollen`s net kosten? Und abends lege ich den müden Kopf aufs federleichte Polster. Im Kasten schwitzt das Nachtgewand zusammen mit den Leiberln.
An Schlaf ist nicht zu denken. Der Tag kühlt niemals aus in diesem ersten unsrer Sommer, die Kapuzinergruft hat längst geschlossen und wir, wir sind so voller Leben.
Januarmorgen. Jahre später.
Kaltgepreßte Luft hängt in den schwarzen Bäumen. Neptuns Brunnen schweigt im Schnee. Hinter der dünnen Nebelwand ist die Gloriette kaum zu erahnen. Die Wege sind vereist. Darunter festgefroren glänzt der Kies.
Von deiner sicheren Hand geleitet, geh ich mit festem Schritt drüber hinweg ...
(c) Monika Kafka, 2011
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Prosa
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