schluesselworte

schluesselworte
abgelegt und fortgegangen (c) Dieter Vandory

Samstag, 23. Januar 2016

Schlüsselworte - das Buch

Liebe Freundinnen und Freunde von Monikas Lyrik,

inzwischen sind wir weit vorangekommen mit dem Buch, in dem noch einmal eine Auswahl von Monikas Texten veröffentlicht werden soll.

Das Korrekturlesen ist nun abgeschlossen, die letzten Änderungen müssen nur noch übernommen werden. Dann geht es an den Verlagsvertrag sowie die Umschlaggestaltung - lange sollte es nun nicht mehr dauern.

Auch dieser Text wird im Buch veröffentlicht - eine Hommage an die alte Heimat.



Lyrische Postkarte
aus Hermannstadt, Kulturhauptstadt 2007

Fassaden sonnen sich
im restaurierten Licht das Klagen
ist weniger geworden

Mobilfunktelefone
halten Schritt mit pumpsverlängerten
bestrumpften Damen

Längst sind es nicht mehr
nur Touristen die sich in Westautos
im Kreise drehn

gesehen werden zählt fast alles
so wie schon immer die Fassaden
die dabei klaglos Schmiere stehen

Samstag, 26. September 2015

Lesung am 2. Mai 2011

Am 2. Mai 2011 nahm Monika an einer Lesung im "Prinzregent-Garten" in München teil, die Veranstaltung wurde gefilmt von Kurt Rintelen aus Wien.

Mit seiner freundlichen Genehmigung veröffentliche ich heute, zu Monikas 55. Geburtstag, ihren Beitrag an dieser Lesung. Vielen Dank, Kurt!

Thom Kafka, Ehemann




Hinweis: die Größe des Videos kann hier im Blog nicht beeinflußt werden. Und der Button "auf YouTube ansehen" funktioniert nicht, da das dieses Video nicht auf YouTube hochgeladen wurde.

Samstag, 8. August 2015

Die Steine auf unserem Weg

Auch diesen schönen Spruch von Monika, geschrieben vor 2 Jahren, habe ich in die Sammlung der Texte für das Buch aufgenommen. Meine Steine sind derzeit die Arbeiten am Buch - die schwieriger und zeitaufwendiger sind als ich das anfangs gedacht hatte. Aber allmählich nähern wir uns der Vollendung. Thom Kafka, Ehemann


(c) Thom Kafka


Die Steine auf unserem Weg –
sie wollen geschliffen werden
zum edlen Schmuckstück



(c) Monika Kafka, 8/2013

Sonntag, 5. Juli 2015

Danke!


Heute wurde die Zahl 100.000 der Zugriffe auf Monikas Blog erreicht!

Ich danke von tiefstem Herzen allen, die diesen Blog weiter regelmäßig besuchen!

Thom Kafka, Ehemann

Samstag, 4. Juli 2015

Spiegelungen 2/2014

Liebe Freundinnen und Freunde von Monikas Texten: soeben erhielt ich die Information vom IKGS, daß das Heft 2/2014 der Spiegelungen erschienen ist. Hier sind auch Gedichte von Monika veröffentlicht.

Hier stehen weitere Informationen zur Ausgabe:
Spiegelungen 2/2014






Laut Anfrage des Herausgeber, Herrn Dr. Gündisch, die Texte veröffentlichen zu dürfen, sollten die Gedichte

  • kindheitsland
  • dass es mich anrührt
  • nach osten
  • Du kommst wieder und wieder durch mein Denken gegangen - Paul Celan
  • Kreidespuren in der Dunkelheit

aufgenommen werden.

Thom Kafka, Ehemann

Mittwoch, 17. Juni 2015

Reh

Die Zusammenstellung für Monikas Buch ist abgeschlossen! Nun wird Korrekturgelesen (hier geht mein ganz besonderer Dank an Monikas und meine Freundinnen Elisabeth und Diana!), dann geht es in die Besprechung mit dem Verlag.

Als ich gestern am Friedhof war, genoß direkt hinter Monikas Baum ein Reh die Blätter eines Strauches - was mich veranlaßt hat, das folgende Gedicht von Monika zu veröffentlichen. Auch dieses Gedicht wird Teil des Buches sein; geschrieben hat es Monika am 24. Mai 2013.

Thom Kafka

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Nachtrag 18. Juni: Dank an Diana - sie wies mich auf dieses Gedicht hin, das Monika einen Tag später - unter anderem Titel - geschrieben und dann hier veröffentlicht hatte: Muse


ich habe ein reh
und keinen garten

ungesichert muss es grasen
zwischen großstadtfluchten
im lauernden morgenlicht

angeraute träume
glättet seine zunge
sein auge wacht neben mir

und dieses zittern der glieder

jenseits von wald und nacht


/c/ Monika Kafka, 05/2013

Dienstag, 12. Mai 2015

aus "Vatertexte"

Wie sich die Herbstsonne spiegelt
in deinem Blick wie einst
der Löwenzahn als wir den Mittag
durchpflügten auf zwei Rädern
im wunderbunten Land des Sommers
Silberfäden verwebte der Wind
aus Wollgras zu tragbaren Träumen
in sicherer Hand zwischen den Zeiten
trug dieses Bild mich fort und fort
nur deine Hand Vater
sie will mir jetzt entgleiten


Heute hätte Monikas Vater Geburstag gehabt. Dieses Gedicht, das keinen Titel trägt, stammt aus dem Zyklus "Vatertexte", der insgesamt zehn Gedichte umfaßt.

Thom Kafka, Ehemann

Dienstag, 5. Mai 2015

Mutter


In ihrer Stimme wohnt
die Liebe so selbstverständlich mir
wie Schatten träumen
Nebel fliehn aus nackten Bäumen
sobald ein Ton sie sonnenhaft berührt

Sie trägt seit vielen Jahren schon
mich unaufdringlich durch die Zeit
selbst wenn
sie irgendwann mal schweigt
weiß ich dass ich in ihrer Liebe wohn.




Heute hätte Monikas Mutter Geburtstag gehabt. Dieses Gedicht schrieb Monika im Mai 2009.

Thom Kafka, Ehemann

Sonntag, 3. Mai 2015

Buchprojekt

Liebe Besucher von Monikas Blog,

die Arbeit am Buch, das ich mit Monikas Werken herausbringen will, ist schwerer als gedacht. Die Texte sind inzwischen ausgewählt, mein besonderer Dank geht hier an Monikas Freundinnen Elisabeth und Diana, die mir tatkräftige Unterstützung gegeben haben. Nun geht es nur noch um die Ordnung der Texte sowie die Gespräche mit dem Verlag.

Thom Kafka, Ehemann

Sonntag, 19. April 2015

Lesung am 24. April 2015


Am 24. April 2015 werde ich bei der Lesung zur Präsentation des neuen Buchs der Schreibwerkstatt in der Messestadt Riem (München) auf Einladung der Mitglieder auch zwei Gedichte von Monika vortragen. Beginn ist 20:00.

für weitere Information zur Lesung hier klicken

Thom Kafka, Ehemann

Montag, 30. März 2015

Frühlingsbilder

Letztes Jahr um diese Zeit wurde Monika und mir noch ein wunderschönes Wochenende geschenkt. Beide Tage war ein traumhaftes Wetter, Monika bekam "Ausgehurlaub" von der Klinik, den wir am nahegelegenen Nymphenburgkanal, am Sonntag auch im Schloßpark Nymphenburg und im Botanischen Garten verbrachten. Am Samstag bat sie mich sogar, ihr am nächsten Tag ihre Kamera mitzubringen.

Monika hat ihre hier veröffentlichten Werke immer wieder auch mit eigenen Fotos illustriert. Hier nun eine kleine Auswahl von den letzten Fotos, die Monika vor genau einem Jahr, am 30. März 2014, gemacht hat.

Thom Kafka, Ehemann


 

 
 







/c/ Monika Kafka, 03/2014

Samstag, 28. März 2015

Arkadenblüten

Die Schreibwerkstatt in München-Riem, in der Monika eine zeitlang aktiv war, hat eine Sammlung von eigenen Texten veröffentlicht. Die Autorinnen baten mich um die Genehmigung, auch zwei Texte von Monika in diesem Buch veröffentlichen zu dürfen.

Das Buch ist inzwischen erschienen, mit Monikas Texten "Kreidespuren in der Dunkelheit" und "Der Weg des Onkels"



Das Buch, das die Werke von sieben Autorinnen beinhaltet, kann direkt beim epubli-Verlag bestellt werden: Arkadenblüten Es freut mich sehr, daß die Autorinnen bei der Zusammenstellung auch Texte von Monika veröffentlichen wollten.

Thom Kafka, Ehemann

Montag, 16. März 2015

was die seele nährt

/c/ Thom Kafka, 2015


vielleicht ein streifen blau
in den sich worte
wolkenleicht schreiben
für dich

eine verirrte vogelstimme
auf der suche
nach einem klingenden duett
mit dir

eine üppige sonne
in einem verfrühten sommer
greifbar, verlässlich
wie du

vielleicht





/c/ Monika Kafka, 03/2014 



Dieses Gedicht schrieb Monika vor einem Jahr, am 14. März 2014. 

Es wurde ihr letztes.

Thom Kafka, Ehemann

Montag, 5. Januar 2015

Heute in München

Heute wäre Monika stolz auf Ihre Stadt gewesen: weit über 1000 Münchner stellten sich einem Häuflein von etwa 50 Mügida-Demonstranten entgegen - und hinderten sie friedlich an dem Versuch fremdenfeindlicher Agitation. Ich bin durchgefroren, aber stolz!

An meinem 49. Geburtstag hat Monika diesen Text hier auf ihrem Blog veröffentlicht, den ich hier in Erinnerung rufen will:

Tagebuchtage

Thom Kafka, Ehemann

Mittwoch, 24. Dezember 2014

weihnachten

Dieses Gedicht schrieb Monika zu Weihnachten 2013.
Wir wünschen allen Besuchern von Monikas Blog ein friedvolles Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2015.
Thom und Thomas





(c) Thom Kafka
ein glockenregen
geht nieder auf die stadt

und in der ferne 
schlägt die sonne eine schneise
über dunkelnde berge

kein straßenlärm. kein wind.
die luft gläsert still.

jemand hält wohl den atem an
für einen augenblick
weihnachten



Sonntag, 14. Dezember 2014

Unterm Laub

Diesen Text hat Monika Ende Oktober 2011 hier im Blog eröffentlicht

Unterm Laub

Nun ist ihre letzte Ruhestätte unter Laub.

Thom Kafka

Freitag, 19. September 2014

Am Ende eines Sommers

Dieser Text war von Monika vorübergehend abgeschaltet worden wegen geplanter Veröffentlichung. Dank an Michael Hermann, der diesen Text auf seiner Seite bei Leerräume zu seinem Bild veröffentlichen will und uns so darauf gebracht hat, daß Monikas Text hier derzeit inaktiv war.

Dieser Text wird auch in dem Band mit Monikas neueren Werken sein, an dem wir zur Zeit arbeiten.

Thom Kafka



/c/ Michael Hermann, Acryl
Am Ende eines Sommers,
da entstand ein tiefes Schweigen.
Mitten im Lichten war der Tag ausgezogen an den Rand der Nacht.
Dorthin, wo die Flussweiden wurzeln und Charons Kahn stets auf Passagiere wartet.
Selbst die Hühner im Hof scharrten ihr Gegacker in den Sand. Der Hund fläzte auf den Treppen der Sommerküche. Die Katze wagte keinen Angriff mehr aufs junge Nest hoch oben in den Ästen. Dunkel rauschte der Maulbeerbaum durchs offene Fenster.

Großmutter räumte die unbenutzten Teller ab. Stolperte auf dem Weg zum Schrank über ein paar verlorene Seufzer. Dann holte sie den Suppentopf. Die Fettaugen darin verwässerten, während sie ihn zum Herd trug.       

Vater rührte seine Gedanken in die leere Kaffeetasse. Sie wurde schwarz, noch bevor Großmutter ihm etwas eingegossen hatte.

Mutter glättete mechanisch das Tischtuch. Immer und immer wieder glitten ihre Handflächen darüber hinweg. Sehr langsam. Zärtlich fast. Rhythmisch bewegte sie dabei den Kopf. Hin und her und her und hin. Schweißperlen tropften von ihrer Stirn. Ich starrte auf die Spuren, die sie zeichneten und die sich zu verändern begannen, je länger ich starrte. Ein dünnes rotes Kreuz ergaben sie für mich auf weißem Grund, blass, wie das Zeichen auf ihrer Tasche, die jetzt an der Wand unter dem Fensterbrett verwaiste.

Über dem Tisch hing der Tod an Fliegenpapier.

Im Dorf hingegen hatte er sich ein Kind geholt.


Text des Monats Juli im Literaturforum Blauer Salon
/c/ Monika Kafka, 08/13

Donnerstag, 1. Mai 2014

Sonntag, 16. März 2014

Monatsgedicht März - Auf fliegendem Teppich

 *

Großmutter löscht den Tag
aus der Petroleumlampe
steigt Aladin, kein Wunder

ich weiß, neben dem Gassentor
erwachen die Lupinen, leuchten
Däumelinchen im Schlaf

Der Ofen verschluckt sein eigenes
Feuer, wenn die Schneekönigin
das Zimmer durchbraust, kein Wunder

Großmutters Worte:
Kreidespuren in der Dunkelheit



*


http://blog.unternehmen-lyrik.de/




Dass es gerade dieses Gedicht ist, das den Juror Andreas Noga überzeugt hat, freut mich ganz besonders, macht mich unendlich glücklich.

Es ist ein Herzenstext, den ich meiner geliebten Großmutter gewidmet habe, war sie es doch, die meine ersten Schreibversuche liebevoll-kritisch begleitet und mich stets dazu angehalten hat, viel zu lesen. Sie wäre heute sehr stolz auf mich.



Monika Kafka, im März 2014

Dienstag, 11. März 2014

dein märzgesicht








und wie es den sommer ufert
wenn sich der schattenkranz der lider
bewimpert mit erstem licht

dein mund spricht frühverlipptes
aus dem kelch kühler nächte
schöpft eine üppige sonne
das rot des morgens dir stetig zu

wolkenlos und glatt
steigt dir der tag durchs fenster










/c/ bild und text: monika kafka, 03/14

Donnerstag, 6. März 2014

meine leise mutter








wie sie die türen öffnet
meine leise mutter
mit ihrem silbrigen atem

nachtschwere haare mir
glättet und frühling pflanzt
ins müde gesicht

und wie sie das mondbrot
schneidet mit spinngewebtem
strahl aus licht –

nur dass sie selbst
so blass dabei bleibt
unter dem schleier des schweigens






/c/ bild und text: monika kafka, 02/14

Freitag, 28. Februar 2014

Meinen Freunden





Freunde fragen nicht
sie wissen
wie es dir geht

Sie verstehen
das Nichtgesagte

Freunde versprechen nicht
sie halten

die Herzschale

wenn der Schmerz
über die Lippen wächst

Sie schießen für dich
das Tor

und freuen sich
über deinen Sieg





/c/ monika kafka, 2010/14

Samstag, 22. Februar 2014

noch winter




 

ob es sich endlich eingrünt
auch dort
wo die nachtgewächse stehn
im unterholz freundlicher bäume

durch den hohlweg
geht eine alte zeit
das gesicht voller schnee
und verharschter möglichkeiten

selbst das kind an der hand
glaubt dem kuckuck nicht mehr



/c/ bild und text: monika kafka, 02/14

Mittwoch, 19. Februar 2014


für dv



den herzanker hast du
gelöst durchs zeitenmeer
treibt meine fetzenhaut
/noch/

ist es kalt hier draußen
im fischwasser
wachsen mir gläserne flügel
sie werden mich tragen

der sonne entgegen










/c/ monika kafka, 02/14

Samstag, 15. Februar 2014


Montag, 10. Februar 2014

vom meer








aus den flüssen, immer
nur aus den flüssen darfst du
schöpfen einen becher voll
hoffnung, was anderes bleibt

im flussbett der kehle
zum beispiel kieselgrau
geflunderte worte
vergrätet und hart

nachts aber träumst du
vom meer






/c/ bild und text: monika kafka, 02/14

Freitag, 7. Februar 2014

Vom Bleiben



Und nirgendwo konntest du bleiben.

Nicht im schützenden Schatten der Kirchenburg und nicht unter dem Blätterdach des Maulbeerbaums in Großmutters Garten.
Nicht in der Geborgenheit nährender Hände und der Gewissheit eines Morgen.
Auch nicht im nachtgeborenen Wort, das niemals länger währt, als bis zum ersten Morgenwehn. Ein Kuckuckswort, erst spät erfasst in seinem Sinn.

Und nicht in diesen vielen Straßen.
Die viel versprechen im tobenden Reklamelicht und stets nur Einsamkeit servieren.

Im Zeitenmuster webt die Phantasie zusammen, was nicht zusammen passt.
Überführt in Poesie kannst du dann endlich sein.
 

Und bleiben.




/c/ monika kafka, 02/14

Mittwoch, 5. Februar 2014

o.t.

dieter vandory, o.t., 2014







entwegt
die papyrusstunden
zwischen dir und mir

ritzt jetzt der kranich
seine luftigen spuren, rot
in den entfärbten himmel

unmöglich, die deutung
zerfällt mit den zeichen
im aufrollenden wind








/c/ monika kafka, 02/14

Freitag, 31. Januar 2014

Eine alte Photographie

Sie wurde vermutlich per Selbstauslöser gemacht und zeigt Vater und Mutter auf einer Bergkuppe vor einem bedrohlich wirkenden Wolkenhimmel. Das Stativ hatte Vater so tief gestellt, dass die Kamera etwas nach oben gerichtet war. Durch diese Schrägstellung ließe sich erklären, warum die beiden wie vor einer Kulisse erscheinen.

Im Vordergrund, der in etwa zwei Drittel des Bildes einnimmt, ist nichts weiter zu erkennen, als der sich wölbende Bergrücken. Es lässt sich weder mit Sicherheit sagen, ob die schwarzweiße Szenerie im frühen Frühjahr oder im späten Herbst, noch wo sie aufgenommen worden ist. Mutter und Vater tragen lange Mäntel, Trenchcoats, mutmaßte Marlene. Mutter hat ein Tuch auf, vielleicht war es windig und sie musste ihre zeitlebens empfindlichen Ohren schützen. In der rechten Hand hält sie einen kleinen Strauß Blumen.
Beide haben die Köpfe etwas zueinander geneigt und blicken geradeaus.

Marlene hatte immer das Gefühl gehabt, dass sie den Betrachter der späteren Photographie direkt anschauen. Sie liebte dieses Bild ihrer Eltern, seit sie denken konnte. Und sie liebte die Vorstellung, dass sie Marlene bereits zu einem Zeitpunkt ansahen, als es sie noch gar nicht gab. Selbst als Erwachsene kramte Marlene, wenn sie die Eltern besuchte, oft nach dem alten Album, und verweilte wie früher, als Kind, lange bei diesem einen Bild.
Die starken Kontraste waren auch mit den Jahren nicht verblasst, die grobkörnige Oberfläche ließ das Dargestellte immer noch plastisch erscheinen.

Dieses Album ist, zusammen mit vielen anderen, mittlerweile in Marlenes Besitz übergegangen. Doch nie wieder hatte sie es sich seither angeschaut. Bis zu jenem Morgen, als sie mit der Erinnerung an einen Traum erwachte und mit dem Gefühl, dass damit etwas nicht stimmte.

Die Eltern standen darin genau wie auf dieser Photographie, die vor mehr als einem halben Jahrhundert gemacht worden war. Und sie sahen Marlene an. Wie immer.
Doch statt des sich wölbenden Bergrückens war jetzt im Vordergrund ein tiefer dunkler Graben.





/c/ monika kafka, 01/14

Freitag, 24. Januar 2014

luftig, frei

/c/ dieter vandory, blue rhapsody, I, 2014





an anderen tagen aber
schwimmst du mit den fischen

baust dir ein durchsichtiges haus
in südlichen gewässern

fern von verklammernden schatten
durch knorrige bäume

schwärmt deine not sich
luftig, frei






/c/ monika kafka, 01/14

Freitag, 17. Januar 2014

der reine ton

thomaskirche, leipzig





dezembersonne fließt
mitten in bachs harmonien

diese liebe lässt sich nicht beenden*

verkreuzt im gewölbe
bleibt das einst und jetzt
brandet trotz registersprung

der reine ton, unverschlüsselt
in ein meer aus stille und sprengt

das herzverfugte frei
bevor der tag
sich in das dunkel neigt



* abwandlung einer zeile von eva strittmatter


 
/c/ bild und text, monika kafka, 2014




Ich freue mich sehr, dass dieser Text zum Monatsgedicht auf Unternehmen Lyrik gekürt worden ist:




 

 

Mittwoch, 15. Januar 2014

Gebet

 /für Jakob und Thomas/


Denn sie sind Wanderer auf Deinen Wegen.
Federnden Schrittes und mit jungem Mut brechen sie auf, die Vielfalt und Schönheit unserer Welt, Deiner Schöpfung, zu erkunden.
Lass sie offenen Herzens und wachsamen Auges sein.
Lass ihnen helfende Hände nicht wie seltene Blumen entgegen wachsen und streue Zuversicht, wenn die Wege einmal steinig werden und sich verengen.
Schärfe ihren Verstand und ihre Urteilskraft.
Lass sie unter Deiner schützenden Hand und im Licht Deiner Liebe ihre Wege finden, die immer auch die deinen sind.
Segne diese beiden Wanderer.





/c/ Monika Kafka, 01/14

Sonntag, 12. Januar 2014

o.t.




träume aufgegeben
am schalter der hoffnung
gähnende leere 









/c/ monika kafka, 01/14




Samstag, 4. Januar 2014



ein duft von vanille
ferngewebt wie dein wort
aus tausend und einer nacht
legt sich auf meine haut, umhüllt

die aufsternende einsamkeit
wenn auch die letzte silbe
eines langen tages sich
im netz der dunkelheit verfängt

ich glätte die fäden der zeit
so lang bis ein taghelles lächeln
im muster deiner augen
als stoff meiner träume erscheint






/c/ monika kafka, 01/14

Montag, 30. Dezember 2013

Guten Rutsch!

/c/ thom kafka, 2012





Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch in ein hoffentlich friedvolles und gesundes
2014!


Gleichzeitig möchte ich mich dafür bedanken, dass ihr immer wieder mein poetisches Haus besucht und bereichert habt.



Eure MOnika


Sonntag, 29. Dezember 2013

Das letzte Wort

Viel Zeit blieb ihr nicht, bis Fiona erwachen würde.
Sie ging in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein.
Während der Duft frisch gemahlener Bohnen den Raum durchzog, trat sie ans Fenster.
Aus dem Räderwerk des angebrochenen Tages fiel ihr bereits Lärm entgegen. Eine magere Sonne mühte sich, den milchigen Himmel zu durchschneiden. Die Luft schmeckte nach Schnee.
Sie schloss das Fenster wieder, holte sich eine randvolle Tasse Kaffee und setzte sich an den Tisch. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Was also sollte sie tun?

Sie glättete das Tischtuch, als kämmte sie ihre Gedanken. Entfernte hier einen Krümel, wischte dort einen Rest Zigarettenasche weg. Er verschmierte. Rührte hin und wieder das Dunkle in ihrer Tasse um. Trank.

Schließlich öffnete sie das Kästchen und entnahm ihm alle Wörter, die sie über die Jahre hinweg gesammelt und nie ausgesprochen hatte. Sah jedes an und verteilte sie anschließend alle auf dem Tisch. Schob sie mal hierhin, mal dorthin, so lang, bis jedes einzelne den ihrer Meinung nach richtigen Platz gefunden hatte.

Ja, so würde sie es jetzt lassen, dachte sie.
Stand auf, räumte die Tasse in die Spülmaschine und knipste das Licht aus.
Das letzte Wort aber hinterließ sie Fiona am Schlüsselbrett.




/c/ monika kafka, 2013

Freitag, 27. Dezember 2013

quittenbaum






 

im quittenbaum
wohnen all die sommer
von damals und heute
schneidest du das brot
wie die erinnerungen, klein
damit sie durch den winter reichen

dein lächeln geht mit mir
durch den regen sagst du:
noch haben wir keinen schnee










/c/ bild und text: monika kafka, 12/13

Mittwoch, 25. Dezember 2013

weihnachten 2013







ein glockenregen
geht nieder auf die stadt

und in der ferne 
schlägt die sonne eine schneise
über dunkelnde berge

kein straßenlärm. kein wind.
die luft gläsert still.

jemand hält wohl den atem an
für einen augenblick
weihnachten




/c/ bild und text: monika kafka, 12/13

Montag, 23. Dezember 2013

Und wieder ist Weihnachten ...

... and what have we done?


Es liegt Vieles im Argen mit dieser Welt, das keiner von uns allein ändern kann.

Es liegt aber auch Vieles im Argen in der kleinen Welt, die uns täglich umgibt - haben wir immer ein Auge dafür?

Ich meine, das ist das Einzige, das wirklich jeder von uns in irgendeiner Form anschauen und daraufhin entscheiden kann, ob nicht doch etwas zu tun möglich sei.

Unser Handlungsspielraum ist klein, aber doch nicht so klein, um sich komplett aus der Verantwortung zu stehlen. 

Und die haben wir - zu allererst als Menschen, als Christen allemal, als Weltbürger sowieso.

Mein türkischer Händler, ein junger Mann mit wachen dunklen Augen, bei dem ich oft und gerne einkaufe, hat mir heute nicht schöne Festtage gewünscht, nein, er wünschte mir explizit Frohe Weihnachten und sagte noch, haben Sie es gut in diesen Tagen. 

Das hat mich gefreut und nachdenklich gestimmt - wann, so überlegte ich auf dem Heimweg, hab ich ihm jemals zu einem seiner Festtage ein paar Worte gesagt?
Ich werde es in Zukunft tun.


Ich wünsche allen meinen Freunden und Freundinnen, Lesern und Leserinnen ein schönes Fest!

Möge es ein jeder so verbringen, wie es seinem Glauben und seinem Naturell entspricht. 

Eure MOnika


/c/ monika kafka, salvatorkirche, 12/13